Spoiler: Ja und Nein. Dazu später mehr. Kroatien war für viele E-Auto Fahrer ein Paradies, denn das von ELEN (Vergleichbar mit Smartrics oder EnBW) gebaute Netz konnte kostenlos genutzt werden. Konnte. Denn seit Mitte Januar 2022 ist das kostenlose Laden im gesamten Netz Geschichte.
Die neue Preisstukur
Das Abrechnungsmodell ist relativ einfach. Tagsüber ist es teurer als Nachts. Wobei der Preisunterschied zwischen rund 15% und 11% liegt. Somit ist das durchaus vernachlässigbar. Hier die Fakten:
Typ | Bis 22 kW | bis 50 kW | ab 50 kW |
Winter: 7h – 21h Sommer: 8h – 22h | 2,7 (0,36) | 3,5 (0,46) | 4,95 (0,66) |
Winter: 21h – 7h Sommer: 22h – 8h | 2,31 (0,31) | 2,90 (0,39) | 4,45 (0,59) |
max. Ladedauer | 180 Min | 60 Min | 45 Min |
Blockergebühr | 1 HRK (0,13) / Min | 1 HRK (0,13) / Min | 1 HRK (0,13) / Min |
Kostenloses Laden kann nicht ein ewiger Zustand sein, da sind sich alle einig. Das Laden muss einen Preis haben und dieser sollte nicht nur transparent, sondern auch leistbar sein. Und hier kommen wir zu einigen Punkten, die mich an dieser Struktur stören.
Nicht bei allen Säulen
Scheinbar gibt es jetzt noch eine Übergangszeit – denn das Laden ist nicht an allen Säulen kostenpflichtig geworden. Diese Liste zeigt, wo man seit dem 24. Januar bezahlen muss:
- Autobahn A1: Vukova Gorica, Brinje Istok, Brinje Zapad, Janjče Istok, Janjče Zapad, Zir Istok, Zir Zapad, Kozjak Jug, Kozjak Sjever, Nadin Jug, Nadin Sjever, Prokljan Jug, Prokljan Sjever i Rašćane Gornje.
- Autobahn A2: Lepa Bukva
- Autobahn A3: Spačva, Babina Greda, Dragalić Jug, Gradna Jug, Gradna Sjever, Novska Jug, Novska Sjever, Križ Jug, Križ Sjever, Rastovica, Lučko Jug i Lučko Sjever.
- Autobahn A4: Ljubeščica Istok i Ljubeščica Zapad.
- Autobahn A6: Cernik i Lepenica Sjever.
Wie man sehen kann: Bezahlen muss man, vor erst, nur bei Säulen, die entlang von Autobahnen platziert wurden.
Zu teuer für Kroatien
Kroatien ist ein Niedriglohnland. Gehälter über 1000€ sind die Ausnahme (beim großten Teil der Bevölkerung) und deshalb sind die Energiepreise auch entsprechend niedriger als zb. in Deutschland oder anderen Ländern, wo die Einkommen deutlich höher sind.
Die Kombination aus hohen Anschaffungs- und Ladekosten sind Gift für eine höhere Marktdurchdringung des Elektroautos. Schon jetzt erreichen Hersteller eine große Zielgruppe – nämlich die der Sub 20.000€ Autos – nicht, da es kein entsprechendes und vorallem attrakrives Angebot gibt, das eine brauchbare Reichweite und schon garnicht Größe hat.
Diesel ist billiger (noch)
Mit meinem ID.3 komme ich im Sommer (!) rund 360 Kilometer auf der Autobahn – bei einem Verbrauch von 16 kWh. Würde ich bei ELEN 58 kWh nachladen, würde mich das 38€ kosten – 286 Kuna. Derzeit kostet der Liter Diesel zwischen 10 und 12 Kuna. Mit 286 Kuna tanke ich etwas mehr als 23 Liter in den Tank. Somit würde ich bei den aktuellen Preisen also (bei 6 Liter Verbrauch) 380 Kilometer kommen. Der Diesel ist somit günstiger.
Und im Winter verschlimmert sich die Situation abermals. Ja, der Diesel verbraucht im Winter auch etwas mehr, aber beim Elektroauto wirkt sich der Mehrverbrauch drastischer auf die Reichweite aus als beim Selbstzünder.
Was soll die maximale Ladedauer bei AC?
Abrunden kann ich diesen Rant mit der dämlichen maximalen Ladedauer bei AC Säulen. Mein ID.3 kann an einer AC Säule mit 11 kW laden. Das bedeutet, dass ich für rund 40 kWh (ca von 10 auf 80%) knapp 4 Stunden an der Säule stehe. Bedeutet wiederrum: Ich zahle ab der 181. Minute eine Strafgebühr.
Ich verstehe, dass man blockierte Säulen vermeiden möchte – die sind in der Tat nervig. Allerdings ist es ein großartiger Schwachsinn eine dauerhafte Blockiergebühr einzuführen. Wenn ich um 22h nach Hause komme und mein Auto anstecke (weil ich sonst nirgends laden kann; hallo Stadtbewohner), muss ich nach Mitternacht aufstehen um das Auto abzustecken? Das kann doch nicht deren erst sein?!
Und das ist beim ID.3 noch “halb so wild”. Es gibt Autos mit deutlich größeren Akkus. Die brauchen entsprechend länger an der AC-Säule…
Wann das allerdings in Kraft tritt, ist noch fraglich.
Ad-Hoc Pricing
Der einzige Vorteil ist hier, dass man bei ELEN immer den gleichen Preis bezahlt, denn es gibt da nur eine Möglichkeit zu laden: Über die ELEN-App. Egal ob man Kunde ist oder nicht. Der Preis ist für alle gleich… Zumindest kann es hier nicht passieren, dass ich mit einer Energie Graz-Ladekarte 500% mehr bezahle als mit der ELEN-App…
Eine bedenkliche Entwicklung
Fahrstrom wird immer teurer. Fast alle Betreiber haben in den letzten Jahren (teilweise mehrmals) ihre Preise oft auch drastisch erhöht. Sowohl AC als auch DC laden kann unter Umständen teurer sein als einmal den Diesel-Tank an der Tankstelle vollzumachen. Und das kann es nicht sein. Vor allem in Kroatien, das ein Niedriglohnland ist und somit Menschen, die sich endlich ein E-Auto leasen oder kaufen abgezockt werden. Der Verkehr MUSS dekarbonisiert werden, aber so wird das nicht passieren.
Ja, Benzin und Diesel werden mit der Zeit immer teurer (CO2 Steuern), allerdings ist doch nicht die Lösung das eine teurer zu machen, dass das andere (schon preislich unattraktive) dann plötzlich günstiger wirkt? Was is das für eine Strategie? Richtig. Keine.
Erst recht nicht, wenn es dazu noch x-Ladekarten gibt, wo man Gefahr läuft mit der falschen Karte um hunderte Prozent mehr für das Aufladen zu bezahlen als “mit der richtigen” Ladekarte.
Hinzu kommt noch ein, für mich, wichtiger Punkt: Die Ladepreise sind aktuell starr. Egal ob man zur “Stoßzeit” oder um 4 in der Früh lädt. Der Preis ist immer gleich. Aber das reflektiert den Strompreis an der Börse nicht. Hier gibt es NULL Anreize für den Konsumenten dann zu laden, wenn der Strom günstiger ist. So wie es bei Tankstellen der Fall ist…
Die Preise für eine kWh gehört ordentlich angezeigt und als Kunde soll man die Möglichkeit bekommen dann zu laden, wenn der Strom günstiger ist. Die Strompreise werden rund einen Tag im Voraus bestimmt und somit könnte das so gesteuert werden. Aber was weiß ich schon…
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