Review: Logitech Craft Tastatur

Ich bin ein Tastaturenjunkie. Das kommt nicht von irgendwo her – ich arbeite mit Maus und Tastatur und tippe tรคglich mehrere tausend Wรถrter und Sรคtze. Gerade deshalb ist es wichtig eine hervorragendes Keyboard sein Eigen zu nennen, egal ob im Office oder Zuhause.

Gerade deshalb schaue ich mich immer nach neuen Tastaturen um und teste sie gerne. Vor einigen Wochen hat Logitech die “Craft” Tastatur vorgestellt. Das Besondere an dem Keyboard: Es hat, neben dem Multilayout fรผr Windows und Mac auch einen “Nob”, ein Drehrad auf der linken, oberen Seite. Die Funktion? Vielfรคltig. Ob sie ihr Geld wert ist, mรถchte ich heute herausfinden. Das ist mein Review von der Logitech Craft Tastatur.

Vielen Dank an Logitech fรผr das Bereitstellen des Testgerรคtes.

Ablรถse an der Spitze

Die alte Nummer 1: Logitech K780

Wenn ich meine Top 4 Tastaturen, die ich bis dato jemals hatte Bewerten mรผsste, so sind zwei von Microsoft und zwei von Logitech. Meine bisherige Nummer 1, K780, wurde von der Craft abgelรถst. Danach streiten sich die Microsoft Surface Tastatur und die Bluetooth Designer um Platz 3 oder 4. Ab und zu komme ich zu diesen beiden Tastaturen einfach wieder zurรผck.

Logitech Craft, die neue, persรถnliche Nummer 1. Und wieso? Das Tippgefรผhl ist sehr gut. Die Tastenanordnung gefรคllt mir und sie hat, was mir extrem wichtig ist, Funktionstasten. “Aber Marijan, das haben doch alle anderen auch”! Richtig. Aber, und das ist mir wichtig: Das Tippgefรผhl ist (ACHTUNG SUBJEKTIV) um das Quรคntchen besser als bei allen anderen Tastaturen. Und da wรคre noch die Tastaturbeleuchtung. Grundsรคtzlich beherrsche ich das 10-Fingersystem und muss mittlerweile sehr selten auf die Tastatur schauen. Vor allem dann, wenn der Tastenabstand passt – und das tut es bei der Craft einfach. Hier ist jeder Millimeter durchdacht. Deshalb ist die Tastaturbeleuchtung fรผr mich eher zweitrangig, aber es ist dieser Extrapunkt, der ins Gewicht fรคllt.

Konnektivitรคt

Wie bei nahezu allen “High-End” Produkten von Logitech, hast du die Wahl: Mรถchtest du die Periperhie via Bluetooth oder 2,4 Ghz Dongle verbinden. Aufgrund des super empfindlichen 2,4 Ghz Funkstandards, ist das Verbinden von den Gerรคten mittels Bluetooth ein “no brainer”. Das merkt man auch – die Verbindung ist stabil und das Schรถne ist, dass ich all meine Gerรคte so schnell und einfach verbinden kann. Auch mit dem Smartphone oder einem Windows/Android/Apple Tablet. Bluetooth ist der Standard und das ist auch gut so.

Ein Druck auf die entsprechende Taste, die Tastatur lรคsst sich mit drei unterschiedlichen Gerรคten verbinden, und schon kannst mit der Tastatur auf deinem Laptop weitertippen. Oder vielleicht doch auf deinem Handy… kann ja mal passieren ๐Ÿ˜‰

Akkulaufzeit

Bei der Logitech Craft handelt es sich, nachdem sie ja kabellos mit dem Rechner verbunden wird, um eine Drahtlostastatur. Im Unterschied zu meiner alten Nummer 1, K780, hat die Craft keine austauschbaren Batterien, sondern fix verbaute Akkus. Das ist aber kein Problem, denn diese kรถnnen mittels USB-C aufgeladen werden. Da ich bei meinen Smartphone vor mittlerweile 2 Jahren auf USB-C umgestiegen bin, lade ich sie einfach immer irgenwann schnell auf.

Die Akkulaufzeit betrรคgt, laut Logitech, rund sieben Tage. Das kommt gut hin. Kannst auf die Tastaturbeleuchtung verzichten erhรถht sich die Akkulaufzeit deutlich!

In der “Logitech Options” Software wird neben vielen anderen Optionen, dazu komme ich etwas spรคter noch, auch der Akkustand angezeigt.

Design

Das K780 war schon ein groรŸer qualitativer Sprung nach vorne zur 480er. Und die Craft ist nochmal ein groรŸer Schritt nach vorne. Die Tastatur ist schwer und vermittelt so einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Leiste aus Alu mit dem Logo in der Mitte tun ihr รผbriges. Die Tastatur ist einfach massiv und braucht doch mehr Platz als alle anderen, die ich bisher mein Eigen nennen konnte.

Schรถn finde ich die Position des Ladeports. So kann das Kabel gerade nach hinten und dann weiter unter den Schreibtisch versteckt werden. Die Ladeleuchte pulsiert ganz langsam und gechillt, wenn die Tastatur aufgeladen wird. Dass die Tastaturbeleuchtung in 15 (!) Stufen verstellt werden kรถnnen kommt noch hinzu und verleiht dem Ganzen dann noch DEN Touch. Das wirkt alles sehr edel.

Doch einen Schรถnheitsfehler hat mein Modell. Die Leertaste quietscht beim betรคtigen. Ein Fehler, der bei einer knapp 200 Euro teuren Tastatur einfach nicht durch die Qualitรคtskontrolle รผbersehen werden darf. Logitech weiรŸ allerdings um die quietschende Leertaste und hat in der neuen Ausfรผhrung das auch schon behoben.

Tippen


Eine Tastatur ist dazu da, damit mit ihr Texte, E-Mails oder auch Reviews wie diese geschrieben werden. Alles andere ist, beschrรคnkt man sich auf die eigentliche Funktion einer Tastatur, nur ein Gimmick. Beherrscht ein Keyboard diese Disziplin nicht, so kann sie aus Titan, Gold und anderen edlen Materalien sein und 1000 Euro kosten, sie wรคre einfach keine gute Tastatur und ihr Geld nicht wert.

Beim ersten Tippen mit dieser Tastatur habe ich mich sofort verliebt. Der Anschlag ist etwas “hart”, aber gerade so, dass es nicht ermรผdend ist. Das macht das Tippen einfach so angenehm. Man bekommt eine gute Portion Feedback mit. Der Hub ist natรผrlich hรถher als bei manchen Laptops, allerdings ist der genau richtig. Die im Chicklet-Style angeordneten Tasten haben in deren Mitte eine runde Einbuchtung, sodass der Finger besseren Halt bekommt. Ein Abrutschen ist somit fast nicht wahrscheinlich. Der Abstand der Tasten ist in Ordnung und etwas nรคher als bei der 780. Angenehm: Es gibt einen Ziffernblock.

Wie anfangs bereits erwรคhnt: Fรผr Mac Nutzer gibt es auch ein Mac Layout. Somit fรผhlt sich das Gerรคt in beiden Welten wohl.

Hintergrundbeleuchtung

Da nur wenige Desktop Tastaturen dieses Feature anbieten, muss ein eigener Punkt zu diesem Feature her. Ja, die Tastatur, wie man unschwer an den Fotos erkennen kann, hat eine Hintergrundbeleuchtung. Ganze 15 Helligkeitsabstufungen, die erwรคhnt, beherrscht die Tastatur – nicht schlecht!

Das zieht natรผrlich am Akku. Dieser hat bei mir etwa sieben Tage mit aktiver Helligkeit gehalten. Ein guter Wert. Solltest du das Feature nicht benรถtigen und eine lรคngere Akkulaufzeit bevorzugen, so kannst du das natรผrlich in den Einstellungen deaktivieren.

Solltest du jetzt denken, dass die Beleuchtung stรคndig aktiv ist und man sie selbst ein oder ausschalten muss, so kann ich dich beruhigen. Die Tastatur hat einen Annรคherungssensor eingebaut, der merkt, wenn sich die Hรคnde dem Keyboard nรคhren und schaltet die Beleuchtung sofort ein. Das hat mich schon einige Male รผberrascht, weil man das einfach nicht erwartet 

Spezielle Eigenschaften: Das Drehrad.

Bei einem normalen Review wรคre ich schon am Ende angelangt, aber so schnell geht das bei der Craft nicht. Denn sie ist keine normale Tastatur. Einerseits weil sie rund 200 Euro kostet und andererseits, weil sie sich mit ihrem Drehrad an eine Zielgruppe richtet, die im kreativen Bereich zu finden ist. Man kรถnnte den “Nob” auch als “Surface Dial” Ersatz nennen. Der Nob hat quasi die gleiche Funktion. Man kann ihn drehen, drรผcken und gedrรผck drehen. Somit erheben sich einige Interationsmรถglichkeiten.

So fรผhrt der Nob in seiner Grundfunktion, dem Drehen, kontextrelevante Aktionen durch. Bei Photoshop kannst du zB. einen Pinsel auswรคhlen und seine Stรคrke laufend verstellen oder Farben รคndern, das Foto im Pixelbereich drehen und vieles andere auch. Bei Browsern wechselst du mit dem Nob die Tabs und so weiter. Das lรคsst sich in der Software รคndern. Am Desktop verringerst du damit die Lautstรคrke – aber du kannst auch zwischen den virtuellen Desktops hin und her wechseln. Praktisch!

Schwebt bei dir der Gedanke “Gimmick” beim Nob auf, dann ist die Tastatur nichts fรผr dich. Da solltest du zu Alternativen greifen wie der K780 oder der Microsoft Surface Tastatur. Das ist dann nichts fรผr dich.

Software: Logitech Options

Solltest du ein oder mehrere Logitech Devices dein Eigen nennen, so kennst du diese Software bestimmt. Sie ist das Zuhause, das die Hardware der Schweizer miteinander verbindet und zentral organisiert. Bei der Craft Tastatur ist das um nichts anders.

Dort siehst du nicht nur den verbleibende Akkulaufzeit, sondern kannst auch diverse Einstellungen vornehmen. Bei der Craft betrifft das nicht nur das Drehrad, wie oben schon geschrieben, sondern auch einige anderen Tasten auf der Tastatur. Blickst du auf die Funktionstasten, so sind dort Symbole, die eine gewisse Funktion im Betriebssystem auslรถsen. Sollte dir diesen nicht gefallen, oder vermisst du eine, kannst du in der Logitech Options Software die Belegung der Funktionstasten komplett รคndern! Das ist (fรผr mich zumindest) eine praktische Neuerung!

Fazit

200 Euro kostet die Tastatur derzeit bei Amazon. Okay, 199 Euro im genau zu sein. Ich glaube, dass wir uns einig sind, dass 200 Euro viel Geld sind. Fรผr die einen ist der Preis gerechtfertigt, fรผr die anderen (dich vielleicht) nicht. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich den Preis fรผr gerechtfertigt finde. Mal sehen ob ich in meinem Fazit dorthin komme.

Die Craft Tastatur von Logitech sieht edel aus und fรผhlt sich auch so an. Sie ist schwer und vermittelt so auch einen sehr hochwertigen Eindruck. Beginnt man darauf zu tippen und sie tรคglich zu nutzen, so bleibt auch der Eindruck weiterhin. Ein Wehrmutstropfen: Die quietschende Leertaste. Sowas darf bei einer Tastatur mit diesem Preisschild einfach nicht passieren. Das muss bei der Qualitรคtskontrolle sofort auffallen. Den Schweizern muss mal allerdings zu Gute halten, dass sie beim bekanntwerden des Fehlers sofort reagiert und diesen auch beseitigt haben. Das machen nicht viele Hersteller.

Dann wรคre da der Nob, der das Surface Dial nun auch auf Tastaturen bringt. Der Vorteil des Nobs bei Logitech ist, dass er (im Unterschied zum Dial) teilweise nicht Fehl am Platz wirkt. Nutzer, die weder Surface noch Touchscreen haben, kommen so auch auf den Geschmack eines Drehknopfes, der in vielen Kreativbereichen schon lรคngst Usus ist. Das ist eine gute Sache.

Die Logitech Craft Tastatur ist eine hervorragende Tastatur und die Beste, die ich bis dazu nutzen konnte. Doch einen kleinen Schรถnheitsfehler hat sie und das ist, ja richtig, der Preis. Fรผr dem Preis hรคtte sich Logitech bei der Materialwahl etwas mehr Mรผhe geben kรถnnen. So wรผrde ich Tasten aus Alu, wie beim Surface Book, bevorzugen bzw. wรคre die gesamte Tastatur und nicht nur der obere Teil aus Alu, wรคre das schon eine andere Hausnummer.

Sollte dich der Preis nicht abschrecken, du auf der Suche nach einer hervorragenden Tastatur bist, die doch die beste am Markt zu sein scheint: Greif zu. Du machst hier absolut nichts falsch!

Liebes Logitech-Team: Senkt den Preis auf 150 Euro und ich verspreche euch, dass die Tastatur sicherlich รถfter รผber den Kassascanner gezogen wird. Indianerehrenwort (darf man das heute รผberhaupt noch sagen?  )