Wir kennen es vom Mobilfunk: Wรคhrend unsere Nachbarn in Deutschland lรคcherlich hohe Preise fรผr ihre Mobilfunktarife bezahlen mรผssen, leben wir in รsterreich – im Vergleich – in einem Schlaraffenland. Doch beim Thema Internetzugang und die Kosten dafรผr, รคndert sich alles. Schlagartig.
Am teuersten ist es in Albanien
Die Infografik, die ich von journalistic.org bekommen hab, zeigt erstmals einen durchgehenden und fairen Vergleich der Jahreskosten fรผr einen Internetanschluss zuhause. So mรผssen die Albaner mit ihrem doch vergleichsweise niedrigem Einkommen ein “Vermรถgen” fรผr den Zugangs ins WWW bezahlen: 7% ihres Jahreseinkommens mรผssen in einen Breitbandanschluss investiert werden.
Vor einiger Zeit hatte ich einen Beitrag zum Thema “Mobiles Internet in Albanien” geschrieben und mich รผber die doch recht hohen Preise fรผr Mobilfunk gewundert. Dass sich dieser Trend beim “Festnetz”internet fortsetzt hat mich dann doch รผberrascht.
In Albanien betrรคgt das durchschnittliche Jahreseinkommen bei nur 4.100โฌ (!) – da sind 292โฌ fรผr einen Internetzugang ein groรer Happen. In totalen Zahlen ist das Internet im Jahr in anderen Lรคndern deutlich teurer, aber wenn das in Bezug auf das Jahreseinkommen gesetzt wird, dann รคndert sich die Optik rasch.
Infografik befindet sich am Ende des Beitrags
Einfach ganz runterscrollen um die genauen Zahlen zu sehen
รsterreich, wie immer, im unteren Mittelfeld
Auf Rang 23 von 37 Lรคndern ist dann รsterreich zu finden. Bei einem jรคhrlichen Einkommen von 25,500โฌ, muss man hierzulande rund 460โฌ im Jahr fรผr den Internetzugang bezahlen. Das sind rund 39โฌ im Monat. Schauen wir mal bei den drei รถsterreichischen ISPs (Magenta, A1 und Drei), was man fรผr das Geld bekommt:
A1
Der Telekomriese bietet um 39,90โฌ im Monat bis zu 150 mbit Download und 20 mbit Upload an. Ist ganz okay. Das Problem: Die meisten Haushalte kรถnnen nicht in den Genuss dieser Geschwindigkeit kommen, da sie noch immer (im Jahr 2021) mit Kupferkabeln angebunden sind und so (wie ich – theoretisch – nur 20 mbit bekommen wรผrden. Und das obwohl der Glasfaser-Punkt 200 Meter Luftlinie entfernt ist).
Magenta
Hier bietet Magenta fรผr Menschen in Stรคdten und Ortschaften, die an das “KOAX” Netz sind, um 40โฌ im Monat 250 mbit Download und 50 mbit Upload an. Mittels KOAX Kabel erreicht man diese Geschwindigkeiten in der Regel auch. Wir haben das 1 Gigabit Produkt von Magenta und bekommen das Gigabit auch durch. Andernorts, wo es kein Koax-Netz gibt, muss Magenta auf das Netz von A1 zurรผckgreifen und da hatten wir die Problematik ja schon besprochen.
Drei
Drei ist nach dem Kauf von Tele2 zu einem “echten” ISP geworden, da sie nun Internet auch via Kabel anbieten. Bedeutet fรผr den Kunden: Die Internet-Tarife, die frรผher Mobilfunk-only waren, kรถnnen jetzt auch via Kupferkabel gebucht werden. Um 43โฌ im Monat gibt es 200 mbit Download und 50 mbit Upload. Aber auch hier das Problem: Kupfer. An ganz wenigen Orten gibt es auch den Gigabit Tarif via Glasfaser. Zu den Standorten dieser Anschlussmรถglichkeit schweigt Drei leider.
Paradoxon: Das gรผnstigte Internet gibt es im Hochpreisland Schweiz
Man kann es fast nicht glauben, aber es stimmt. In der Schweiz gibt es das gรผnstigste Internet. So mรผssen die Schweizer nur 1,1% ihres Jahreseinkommens fรผr den Zugang zum WWW bezahlen. Zwar kostet es in absoluten Zahlen mehr als in รsterreich (460โฌ vs. 700โฌ), aber der Schweizer verdient auch deutlich mehr (24.500โฌ vs. 61.600โฌ).
Betrachtet man die Angebote etwas genauer, treibt es einen die Zornesrรถte ins Gesicht. Beispiel gefรคllig? In der Schweiz gibt es den Anbieter Salt. Dieser bietet in fast allen schweizer Stรคdten und dem Umkreis Glasfaser-Internet an. Lockerflockige 10 Gigabit bekommt man da. Synchron. Der Preis? 50 Franken. In Euro? 45โฌ. Im Monat. Bei uns bekommt man 250 mbit und bei den Nachbarn? 10 Gigabit. Synchron.
Es steht und fรคllt mit dem Glasfaserausbau
Kein Wunder, dass es in der Schweiz so gรผnstig ist. In Lรคndern, wo die Glasfaser dominiert, ist das Internet verhรคltnismรครig gรผnstiger als in Lรคndern, mit veralteter Infrastruktur (Albanien vs. Schweiz). Um bei der Schweiz als Beispiel zu bleiben. Unsere Nachbarn haben in den letzten Jahren eine regelrechte Aufholjagd beim Thema Glasfaser gestartet. Waren 2017 15% der Haushalte per Glas angebunden, waren es 2019 schon 20%. Und die schweizer ISPs hรถren nicht auf. So hat die Swisscom angekรผndigt, dass in vier Jahren รผber 50% aller Haushalte Geschwindigkeiten um die 10 Gigabit buchen werden kรถnnen. Bis Ende 2025 sollen somit zusรคtzliche 1,5 Millionen Haushalte so Zugang zum schnellen Internet bekommen.
Meanwhile in Austria
Und in รsterreich? Wรคre Kupfer eine Religion, wรคre die Alpenrepublik ihr Tempel, Kirche – you name it. In รsterreich betrรคgt der Glasfaser-Anteil bei den Internetzugรคngen unter 3%. Dramatischer wird es, wenn man die Entwicklung des Ausbaus ganz genau analysiert. Tipp: Ganz nach unten scrollen.
2019 | 2018 | 2017 | |
Sรผdkorea | 82,80 | 80,4 | 77,2 |
Japan | 79,89 | 78,3 | 76,9 |
Litauen | 75,28 | 73,6 | 70,8 |
Schweden | 71,19 | 66,9 | 61,8 |
Lettland | 69,36 | 67,6 | 64,6 |
Spanien | 66,69 | 57,5 | 45,7 |
Island | 62,14 | 52,9 | 42,4 |
Finnland | 54,37 | 51,1 | 45,8 |
Norwegen | 54,06 | 48,4 | 43,3 |
Neuseeland | 53,93 | 43,1 | 31,3 |
Portugal | 50,61 | 45,2 | 38,6 |
Estland | 42,68 | 38,4 | 36,5 |
Luxemburg | 42,20 | 34,9 | 27,6 |
Slovenia | 40,36 | 36,6 | 32,8 |
Dรคnemark | 35,02 | 31,3 | 28,1 |
Slowakei | 32,32 | 30,5 | 29,3 |
OECD | 28,04 | 25,6 | 23,3 |
Chile | 27,91 | 21,6 | 13,1 |
Ungarn | 26,62 | 23,6 | 20,7 |
Mexiko | 24,53 | 20,3 | 18,4 |
Polen | 24,33 | 20,5 | 10,7 |
Frankreich | 23,73 | 16,5 | 12,5 |
Tรผrkei | 22,58 | 20,9 | 19,6 |
Schweiz | 20,15 | 18,3 | 15,0 |
Australien | 20,02 | 19,4 | 19,0 |
Niederlande | 18,47 | 17,3 | 15,9 |
Tschechien | 17,69 | 19,4 | 18,2 |
Canada | 17,39 | 14,4 | 12,3 |
USA | 15,82 | 14,5 | 12,9 |
Kolumbien | 13,80 | 13,0 | 11,1 |
Irland | 11,10 | 6,3 | 2,8 |
Italien | 7,02 | 5,1 | 3,4 |
Israel | 5,45 | ||
Deutschland | 4,07 | 3,2 | 2,3 |
รsterreich | 2,99 | 2,5 | 2,1 |
Grossbritannien | 2,92 | 1,9 | 1,2 |
Belgien | 1,04 | 0,7 | 0,4 |
Griechenland | 0,19 | 0,2 | 0,2 |
Ja, so schlecht sieht es um รsterreich in diesem Bereich aus. Und dann soll mir noch einer die Ohren volljammern, dass in Europa bzw. รsterreich keine tech. Innovation stattfindet. Der Grund ist hier aufgelistet.
Quelle: AddictiveTips – Tech tips to make you smarter, https://www.numbeo.com/cost-of-living
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