Internet-Preise in Europa im Vergleich

Dieser Artikel wurde am April 22, 2021 verรถffentlicht und kรถnnte mittlerweile veraltete Infos enthalten.

Wir kennen es vom Mobilfunk: Wรคhrend unsere Nachbarn in Deutschland lรคcherlich hohe Preise fรผr ihre Mobilfunktarife bezahlen mรผssen, leben wir in ร–sterreich – im Vergleich – in einem Schlaraffenland. Doch beim Thema Internetzugang und die Kosten dafรผr, รคndert sich alles. Schlagartig.

Am teuersten ist es in Albanien

Die Infografik, die ich von journalistic.org bekommen hab, zeigt erstmals einen durchgehenden und fairen Vergleich der Jahreskosten fรผr einen Internetanschluss zuhause. So mรผssen die Albaner mit ihrem doch vergleichsweise niedrigem Einkommen ein “Vermรถgen” fรผr den Zugangs ins WWW bezahlen: 7% ihres Jahreseinkommens mรผssen in einen Breitbandanschluss investiert werden.

Vor einiger Zeit hatte ich einen Beitrag zum Thema “Mobiles Internet in Albanien” geschrieben und mich รผber die doch recht hohen Preise fรผr Mobilfunk gewundert. Dass sich dieser Trend beim “Festnetz”internet fortsetzt hat mich dann doch รผberrascht.

In Albanien betrรคgt das durchschnittliche Jahreseinkommen bei nur 4.100โ‚ฌ (!) – da sind 292โ‚ฌ fรผr einen Internetzugang ein groรŸer Happen. In totalen Zahlen ist das Internet im Jahr in anderen Lรคndern deutlich teurer, aber wenn das in Bezug auf das Jahreseinkommen gesetzt wird, dann รคndert sich die Optik rasch.

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Infografik befindet sich am Ende des Beitrags

Einfach ganz runterscrollen um die genauen Zahlen zu sehen

ร–sterreich, wie immer, im unteren Mittelfeld

Auf Rang 23 von 37 Lรคndern ist dann ร–sterreich zu finden. Bei einem jรคhrlichen Einkommen von 25,500โ‚ฌ, muss man hierzulande rund 460โ‚ฌ im Jahr fรผr den Internetzugang bezahlen. Das sind rund 39โ‚ฌ im Monat. Schauen wir mal bei den drei รถsterreichischen ISPs (Magenta, A1 und Drei), was man fรผr das Geld bekommt:

A1

Der Telekomriese bietet um 39,90โ‚ฌ im Monat bis zu 150 mbit Download und 20 mbit Upload an. Ist ganz okay. Das Problem: Die meisten Haushalte kรถnnen nicht in den Genuss dieser Geschwindigkeit kommen, da sie noch immer (im Jahr 2021) mit Kupferkabeln angebunden sind und so (wie ich – theoretisch – nur 20 mbit bekommen wรผrden. Und das obwohl der Glasfaser-Punkt 200 Meter Luftlinie entfernt ist).

Link zu den Internet-Tarifen

Magenta

Hier bietet Magenta fรผr Menschen in Stรคdten und Ortschaften, die an das “KOAX” Netz sind, um 40โ‚ฌ im Monat 250 mbit Download und 50 mbit Upload an. Mittels KOAX Kabel erreicht man diese Geschwindigkeiten in der Regel auch. Wir haben das 1 Gigabit Produkt von Magenta und bekommen das Gigabit auch durch. Andernorts, wo es kein Koax-Netz gibt, muss Magenta auf das Netz von A1 zurรผckgreifen und da hatten wir die Problematik ja schon besprochen.

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Drei

Drei ist nach dem Kauf von Tele2 zu einem “echten” ISP geworden, da sie nun Internet auch via Kabel anbieten. Bedeutet fรผr den Kunden: Die Internet-Tarife, die frรผher Mobilfunk-only waren, kรถnnen jetzt auch via Kupferkabel gebucht werden. Um 43โ‚ฌ im Monat gibt es 200 mbit Download und 50 mbit Upload. Aber auch hier das Problem: Kupfer. An ganz wenigen Orten gibt es auch den Gigabit Tarif via Glasfaser. Zu den Standorten dieser Anschlussmรถglichkeit schweigt Drei leider.

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Paradoxon: Das gรผnstigte Internet gibt es im Hochpreisland Schweiz

Man kann es fast nicht glauben, aber es stimmt. In der Schweiz gibt es das gรผnstigste Internet. So mรผssen die Schweizer nur 1,1% ihres Jahreseinkommens fรผr den Zugang zum WWW bezahlen. Zwar kostet es in absoluten Zahlen mehr als in ร–sterreich (460โ‚ฌ vs. 700โ‚ฌ), aber der Schweizer verdient auch deutlich mehr (24.500โ‚ฌ vs. 61.600โ‚ฌ).

Betrachtet man die Angebote etwas genauer, treibt es einen die Zornesrรถte ins Gesicht. Beispiel gefรคllig? In der Schweiz gibt es den Anbieter Salt. Dieser bietet in fast allen schweizer Stรคdten und dem Umkreis Glasfaser-Internet an. Lockerflockige 10 Gigabit bekommt man da. Synchron. Der Preis? 50 Franken. In Euro? 45โ‚ฌ. Im Monat. Bei uns bekommt man 250 mbit und bei den Nachbarn? 10 Gigabit. Synchron.

Es steht und fรคllt mit dem Glasfaserausbau

Kein Wunder, dass es in der Schweiz so gรผnstig ist. In Lรคndern, wo die Glasfaser dominiert, ist das Internet verhรคltnismรครŸig gรผnstiger als in Lรคndern, mit veralteter Infrastruktur (Albanien vs. Schweiz). Um bei der Schweiz als Beispiel zu bleiben. Unsere Nachbarn haben in den letzten Jahren eine regelrechte Aufholjagd beim Thema Glasfaser gestartet. Waren 2017 15% der Haushalte per Glas angebunden, waren es 2019 schon 20%. Und die schweizer ISPs hรถren nicht auf. So hat die Swisscom angekรผndigt, dass in vier Jahren รผber 50% aller Haushalte Geschwindigkeiten um die 10 Gigabit buchen werden kรถnnen. Bis Ende 2025 sollen somit zusรคtzliche 1,5 Millionen Haushalte so Zugang zum schnellen Internet bekommen.

Meanwhile in Austria

Und in ร–sterreich? Wรคre Kupfer eine Religion, wรคre die Alpenrepublik ihr Tempel, Kirche – you name it. In ร–sterreich betrรคgt der Glasfaser-Anteil bei den Internetzugรคngen unter 3%. Dramatischer wird es, wenn man die Entwicklung des Ausbaus ganz genau analysiert. Tipp: Ganz nach unten scrollen.

 201920182017
Sรผdkorea82,8080,477,2
Japan79,8978,376,9
Litauen 75,2873,670,8
Schweden71,1966,961,8
Lettland69,3667,664,6
Spanien66,6957,545,7
Island62,1452,942,4
Finnland54,3751,145,8
Norwegen54,0648,443,3
Neuseeland53,9343,131,3
Portugal50,6145,238,6
Estland42,6838,436,5
Luxemburg42,2034,927,6
Slovenia40,3636,632,8
Dรคnemark35,0231,328,1
Slowakei32,3230,529,3
OECD28,0425,623,3
Chile27,9121,613,1
Ungarn26,6223,620,7
Mexiko24,5320,318,4
Polen24,3320,510,7
Frankreich23,7316,512,5
Tรผrkei22,5820,919,6
Schweiz20,1518,315,0
Australien20,0219,419,0
Niederlande18,4717,315,9
Tschechien17,6919,418,2
Canada17,3914,412,3
USA15,8214,512,9
Kolumbien 13,8013,011,1
Irland11,106,32,8
Italien7,025,13,4
Israel5,45  
Deutschland4,073,22,3
ร–sterreich2,992,52,1
Grossbritannien2,921,91,2
Belgien1,040,70,4
Griechenland0,190,20,2

Ja, so schlecht sieht es um ร–sterreich in diesem Bereich aus. Und dann soll mir noch einer die Ohren volljammern, dass in Europa bzw. ร–sterreich keine tech. Innovation stattfindet. Der Grund ist hier aufgelistet.

Quelle: AddictiveTips – Tech tips to make you smarter, https://www.numbeo.com/cost-of-living