Microsofts neuer Plan von Google & Apple zu profitieren

Da ist es nun: Microsoft wird Android und iOS Apps auf Windows Mobile lauffähig machen. Was das bedeutet? Ein Kommentar meinerseits.

Microsoft dominiert den Desktop-Bereich. Sie dominieren den PC-Bereich wie kein anderes Unternehmen. Windows läuft auf mehr als 90% aller PCs; eine nette Zahl. Allerdings verliert Microsoft wenn man den mobilen Sektor hinzufügt. So hat der Konzern dieses Feld “kampflos” Google und Apple überlassen. Doch heute haben die Redmonder aufhorchen lassen: Sowohl Android als auch iOS Apps sollen (teilweise modizifiert) auf Windows Mobile laufen können.

Hol sie ins Boot, mach ihnen ein Angebot.

Die //build/ ist die wichtigste Entwicklerkonferenz für Microsoft-Entwickler. Hier kommt die Crème de la Crème der Developer zusammen und die dürften wohl nicht ganz happy gewesen sein, als Microsoft gezeigt hat, dass mit wenig aufwand bestehende Android, aber auch iOS-Apps auf Windows 10 laufen werden können.

Allerdings sind diesen Entwickler teilweise nicht diejenigen, die die populärsten Apps für die Windows-Plattform zur Verfügung stellen. Ich denke hier an Snapchat und Co. die sich weigern Geld in die Hand zu nehmen, um Microsoft zu unterstützen. Also macht Microsoft ihnen ein Angebot: Ändere einige Zeilen im Code und schon hast du eine App, die auf Windows 10 läuft.

Das Argument für Microsoft für Entwickler ist: In den kommenden drei Jahren werden mehr als eine Milliarde Geräte mit Windows 10 laufen. Eine Zahl, die beeindruckend ist. Kein anderes System schafft das.

Nicht nur Windows Mobile

(Das ist übrigens der Name für Windows 10 auf Phones: Windows Mobile) Microsoft spricht davon, dass diese Apps im gesamten Windows 10 Ökosystem laufen werden: Xbox One, Windows 10 Desktop, Windows Mobile, Hololens, etc – Eine interessante Angelegenheit und auch eine Chance für Entwickler ihre App einer breiten Gruppe von Menschen zur Verfügung zu stellen.

Egal woher du kommst: Hier bist du willkommen

Zu Beginn der Keynote hat Satya Nadella etwas interessantes gesagt: Egal welches Gerät du hast, die Experience muss gut sein. Und das ist wohl auch der Hintergedanke bei dieser großflächigen Öffnung. Egal welche Programmiersprache du nutzt, du kannst deine App bei uns veröffentlichen. Wir sperren niemanden aus. Das mag zwar einige bestehende Entwickler verärgern und diese auch etwas von der Plattform “verscheuchen”, aber dadurch gewinnt man tausende andere, die auch aufgrund der Kosten, aber auch des Lernaufwandes, nicht in der Lage oder willens waren für Windows zu programmieren.

Man muss sich vorstellen, dass es da draußen Menschen und auch Entwickler gibt, die noch nie mit irgendeinem Microsoft-Produkt gearbeitet, geschweige denn dafür programmiert haben. Das wird sich, geht es nach den Vorstellungen von Nadella, rasch ändern.

Kommt eine Crap-Apps Flut?

Jeder Store hat sie: Die Apps, die kein Mensch braucht und eventuell noch den einen oder anderen Euro kosten und für viel Frust sorgen. Aufgrund der Öffnung wird man wohl auch diese Apps auf sich ziehen und diese Abzocker werden wohl auch ihre Crap-Apps für Windows veröffentlichen. Hier ist Microsoft gefragt: Dieser Müll muss gefiltert werden.

Viele Nutzer haben die Befürchtung, dass auch schlechte Apps ihren Weg zu Windows finden werden. Ja, diese Sorge ist durchaus berechtigt. Leider gibt es viele schlechte Apps da draußen, die zwar das machen was sie sollen, aber schrecklich umgesetzt sind: Sie sind langsam, stürzen ab und sind schlecht designt. Das wird auch Windows-Nutzern erspart bleiben. Wobei man hier zugeben muss, dass es auch schlechte Apps auf dieser Plattform gibt.

Fazit? Bringts was oder nicht?

Das muss aus zwei Perspektiven betrachtet werden.

Entwickler-Sicht

Ich würde mal sagen, dass viele Windows-Entwickler, die Apps anbieten, nicht sehr happy über diesen Schritt sind. Vor allem nicht, wenn sie sich die Arbeit angetan haben und eine inoffizielle App für Windows (Phone) programmiert haben, da es die offizielle einfach nicht gibt. Diese Angst ist natürlich berechtigt, aber eindeutig zu früh. Wieso?

  • Damit es zu einer offiziellen, portierten App kommt, muss diese mal in den Store eingereicht werden. Es gibt einige Entwickler/Start-Ups die aus Schadenfreude keine App für Windows (Phone) haben wollen.
  • Auch diese Apps brauchen Pflege! Mit einer einmaligen Veröffentlichung ist es längst nicht getan, denn diese App muss gesondert mit Updates versorgt werden. Wie “gut” das funktioniert zeigt der Amazon AppStore eindrucksvoll. Ähnlich wie bei Windows Phone gibt es dort viele Zombie-Apps, die seit der Veröffentlichung im Store kein Update mehr gesehen haben.

Dann gäbe es noch das Beispiel, dass 3rd Party Apps besser als das Orginal sind. Ich denke hier an 6tag für Windows Phone. Selbst als es die offizielle App von Instagram in den Store geschafft hat, hat 6tag nichts an seiner Popularität verloren. Rudy Huyn hat mit den ständigen Verbesserungen seiner App gezeigt, dass er sich um seine Community kümmert und auch Herzblut in die App steckt, und das sehen die Nutzer.

Übrigens: Auch auf Android gibt es tolle 3rd Party Apps, die sehr gut sind und auch von Nutzern angenommen werden. Obwohl es das Orginal gibt.

Nutzer-Sicht

Für den Otto-Normal ist diese Maßnahme hervorragend! Es hätte heute nichts besseres passieren können: Microsoft unterstützt endlich Android und iOS-Apps. Somit steht der App-Flut nichts mehr im Wege. Denn: Womit steht und fällt eine mobile Plattform? Richtig – mit den Apps. Sobald Windows Mobile mit Windows 10 den Stempel “dafür gibt es doch keine Apps” verloren hat, ist die Plattform auf einem guten Weg.

Marijans Sicht

Meine Sicht ist wohl eine Mischung aus der Entwickler- und Nutzer-Sicht. Damit die ganzen Android-und iOS-Apps ihren Weg auf Windows Phone Mobile finden, muss der Entwickler seinen Willen aufbringen, um diese auch zu unterstützen. Bei einigen sehe ich das nicht, trotz dieser Ankündigung.