So sieht es mit 5G in Österreich bei Drei aus. Herbst 2020

Ich habe in den letzten Wochen das 5G Netz von Drei getestet. Mein Fazit.

5G ist in aller Munde. Nicht zuletzt wegen der (ich sags mal freundlich), sonderbaren Auffassung einiger, dass der neue Mobilfunkstandard für die Verbreitung von Covid-19 verantwortlich ist. Wie ist der aktuelle Status von 5G in Wien und rund um Wien, aber auch in Linz oder auf der Autobahn? Wie schnell ist es tatsächlich und wird der Akku leiden? Dazu habe ich mir ein ZTE Axon 10 Pro von 3 ausgeborgt und ein Redmi K30 Pro gekauft.

Disclaimer: Der Mobilfunkanbieter Drei hatte an diesem Beitrag keine Einflussnahme. Man hat mich nur gebeten 5G unter dem aktuellen Gesichtspunkt anzusehen: Das Netz befindet sich im Ausbau und sollte deshalb nicht bewertet oder mit dem bestehenden LTE Netz verglichen werden.

5G, der neue Heilsbringer?

Glaubt man den aktuellen Werbungen und vielen Aussagen in Interviews, ist 5G das neue Glasfaser. 5G wird das mobile Internet nicht nur beschleunigen, es wird viele neue Möglichkeiten eröffnen. Niedrige Latenzen sollen ferngesteuerte Operationen möglich machen und so weiter. Doch ist 5G genau das, was man sich derzeit verspricht? Nun, diese und viele andere Anwendungsfälle sind mit der derzeit aktuellen “Version” von 5G noch nicht möglich, weil einerseits die Latenzen auf LTE Niveau sind und andererseits schnelles 5G erst durch den massiven Ausbau von Glasfaser möglich ist – auch für Leute am Land und abseits von Glasfaser.

Und ja, ich glaube schon, dass 5G eine Revlution bedeutet. Nein. Ärzte werden Roboter nicht via Mobilfunk bedienen; aber die neue Generation wird noch mehr Menschen ermöglichen von schnellem Internet zu profitieren.

Aber nicht nur Privatpersonen werden davon profitieren, sondern auch diese ländlichen Gegenden, die durch schlechte Infrastruktur für Startups einerseits nicht attraktiv waren und andererseits Unternehmen dadurch abwandern mussten. Durch 5G können Unternehmen angesiedelt werden und lokal Arbeitsplätze schaffen. Aber auch die Möglichkeit Home Office oder Remote zu arbeiten bietet hier Arbeitnehmern und Einzelunternehmern komplett neue Möglichkeiten.

5G in der Realität

5G ist spannend, interessant und eher selten anzutreffen. Vor allem am Land. Meine Frau und ich sind bei uns in Breitenfurt 5G jagen gegangen. Laut der Netzabeckungskarte von Drei, sollten zwei Punkte in unserem Ort bereits mit 5G versorgt sein. Dort angekommen herrschte allerdings ernüchterung. LTE. Kein 5G. Dank des neuen Standards wird, mehr denn je, klar: Netzabdeckungskarten sind und waren nie wirklich akkurat. Sie sind das Ergebnis von mathematischen Formeln und ein Richtwert. Warum dann ausgerechnet hier bei uns 5G auf der Karte angezeigt wird, aber wir zu keinem Zeitpunkt 5G auf dem Smartphone bekommen haben, ist mir unklar.

Und das fasst meine Experience rund um 5G relativ gut zusammen: Außerhalb der Städte, wie Wien, St. Pölten oder Linz, muss man schon etwas Glück haben um echtes 5G zu bekommen. Solltest du plötzlich “echtes” 5G bekommen, dann macht es echt Spaß einen Speedtest zu machen oder diverse Downloads oder Updates am Smartphone zu tätigen. Meistens mache ich Speedtests, wie diesen hier:

Was meine ich mit “echtes” 5G?

Ich habe in den letzten Wochen rund um das Thema einiges gelesen um zu verstehen, warum man trotz 5G in der Empfangsanzeige nur LTE in Speedtests angezeigt bekommt und minimal bessere Geschwindigkeiten erreicht.

Bevor ich hier etwas in eigenen Worten schreibe, was eventuell falsch sein könnte, zitiere ich die Jungs und Mädls von 5g-anbieter.info:

Damit Netzbetreiber ihren Kunden möglichst schnell 5G-Netze zur Verfügung stellen können, also ohne erstmal die komplette Infrastruktur komplett umzubauen, gibt es andere Möglichkeiten: Man kann zunächst das neue Zugangsnetz schon einmal neu ausstatten und mit dem bisherigen Kernnetz betreiben.

5G NSA (non standalone) | Was bedeutet das? (5g-anbieter.info)

Das heißt konkret: Drei und die anderen Netzanbieter nutzen das bestehende LTE Netz um 5G darauf aufzubauen. Kurz: Es ist günstiger und schneller so die erste Stufe von 5G auszurollen, statt ein komplett neues 5G Netz aufzubauen.

Es handelt sich dabei folglich um 5G-NSA Funknetze, welche auf dem bisherigen EPC-Kernnetz basieren und als Zugangsnetz LTE mit 5G NR kombinieren. Dabei ist zu beachten: das 4G-Netz ist zwingend notwendig, um das 5G-Netz nutzen zu können.

5G NSA (non standalone) | Was bedeutet das? (5g-anbieter.info)

Eine Dauerlösung ist das aber nicht – hier muss das Ziel sein, dass das sogenannte Kern- und Zugangsnetz komplett auf 5G umgestellt werden.

3G -> LTE -> 5G

Der Sprung von 3G auf LTE war riesig! Von bis zu 42 möglichen Mbit, waren plötzlich 150 mbit möglich. Selbst, wenn man diese Werte via LTE so nie erreicht hat, so war der Ping deutlich besser. Erstmals konnte man unterwegs oder mit einer mobilen Internetlösung Multiplayer-Spiele zocken. Das war schon revolutionär.

Hinzu kommen noch andere Verbesserungen, dass ein Mobilfunker mit einem Masten deutlich mehr Menschen mit schnellerem Internet versorgen konnte. Das merkte man auf der einen Seite, dass die Tarife immer günstiger geworden sind und andererseits, dass das Internet mit der Zeit langsamer wurde. Mittlerweile sind wir auf einem Punkt angelagt, dass einige Masten – vor allem in der Stadt – komplett überlastet sind

Grundsätzlich ist jede Mobilfunkgeneration ein großer Fortschritt – nicht nur was das Thema Speed oder Ping betrifft, sondern auch die Technologie dahinter. Das, was dem “Otto-Normal” in Wahrheit komplett wurst ist. Er möchte die in der Werbung versprochene Geschwindigkeit erreichen können und das bezahlen, was in seinem Vertrag steht. Deshalb glaube ich, dass 5G in der Masse (inklusive der “Bad Press” durch “Experten”) nicht so einen großen Impact wie LTE haben wird. Warum? 5G beschränkt sich – mit einigen wenigen Ausnahmen – auf relativ teure Flagschiffe. Ja, es gibt Ausnahmen – Xiaomi und andere drängen mit günstigeren Chipsets, die 5G mit an Board haben auf den Markt. Jedoch bleibt die Mehrheit der Geräte mit 5G in der oberen Preisklasse.

Die Tarife werden aber günstiger, wie man am aktuellen Weihnachtstarif von Drei sieht:

Wer braucht schon…?

Meine Lieblingsaussage bzw. Frage, wenn im Netz unterwegs sind: “Wer braucht das schon? Wozu ist das gut? Ich brauche ja nicht 20 GB Daten, mir reicht 1 GB auch.” Ich habe bis heute keine Antwort für mich gefunden oder wie ich auf soetwas reagieren soll. Natürlich braucht jemand, der 1 Mal am Tag “ins Internet einsteigt um ins E-Mail zu schauen”, kein unlimitiertes, super schnelles Internet. Zuhause nicht. Unterwegs? Erst recht nicht.

Aber natürlich braucht Österreich, Europa schnelles, zuverlässiges Internet. Die USA oder viele asiatische Länder hängen uns Europäer in vielen Belangen ab und da wäre es grob fahrlässig sich weiterhin auf seinen Kupferkabeln oder unserer 3G/4G Verbindung auszuruhen, weil “wer braucht das schon”?

Wir brauchen es. Als Kontinent und als Land Österreich. Damit sich Unternehmen ansiedeln, für Jobs sorgen und Steuern bezahlen. Um letztlich profitieren wir alle von neuen Technologien, dan sie fast ausnahmslos mit der Zeit günstiger und zugänglicher werden. So auch 5G.

5G ist die Zukunft

In einem Absatz meinte ich, dass für den Otto-Normal, aber auch für mich, 5G nicht so ein großer Sprung (3G auf 4G) werden wird. Dazu stehe ich auch weiterhin – Menschen in Städten und dicht besiedelten Orten können auf eine gute Internetversorgung zurückgreifen. Ich bekomme via Magenta in Breitenfurt bei Wien via Koax-Internetverbindung, stabil 1 Gigabit Download und 50 Mbit Upload (fragt nicht – der Upload-Speed ist eine Frechheit… aber das ist Material für einen anderen Blogpost….) und unterwegs habe ich mein LTE-fähiges Smartphone, das mir grundsätzlich jederzeit guten Empfang und gute Speeds bietet. Ob ich hier 5G brauche? Diese Frage kann ich noch mit einem “eher nein” beantworten. 5G braucht derzeit viel Strom am Smartphone und verkürzt somit die Akkulaufzeit des Smartphones.

Für Menschen, die in einem versorgten Gebiet wohnen, können und werden von 5G profitieren. Sie bekommen endlich schnelles Internet, das ihnen A1 am Land und deren veralteten Kupferkabeln einfach nicht bieten kann bzw. auch mit ihrer Mogelpackung “Glasfaser-Internet” selten schnelleren Speed anbieten wird können.

1700 unterversorgte Gemeinden

Mit der finalen und letzten 5G Auktion, haben alle Mobilfunker in Österreich (Drei, A1 und Magenta), die letzten Frequenzbänder ersteigert. So hat sich Drei zb. das 700 MHz Band deutlich günstiger gesichert und sich so verpflichtet bis 2027 738 der 1700 unterversorgten gemeinden das 5G Netz flächendeckend auszubauen.

Unter “unterversorgte Gemeinde” versteht man einen Ort, bei dem es für einen Mobilfunker keinen wirtschaftlichen Nutzen beim Ausbau geboten hat.

5G Netzausbau bei Drei. Status Ende November 2020

Derzeit ist es nicht einfach die Netzabdeckung gut sichbar zu machen. Dafür ist das Netz leider viel zu klein. Aber ich versuche die Änderungen so detalliert wie möglich zu dokumentieren. Zur aktuellen Netzabdeckungskarte geht es hier: Netzabdeckung für 5G, 4G / LTE, 3G und 2G | Drei.at.

So schaut das Netz Ende Oktober 2020 aus:

Interessant ist, dass die Karte schon jetzt nicht mehr aktuell ist, denn entlang der A1 nach St. Pölten, ist 5G schon gut ausgebaut. Beispiel hier: Bei Kainratsdorf. Lauf der Netzabdeckungskarte von Drei sollte es hier kein 5G geben, das Smartphone zeigt allerdings 5G an:

Fazit

Was heißt das jetzt alles für dich, lieber Leser, mich oder uns alle? Nun, eines ist ganz klar: 5G ist gekommen zu bleiben. Da bringen weder abstruse Verschwörungstheorien noch halbgare, nicht wissenschaftliche Aussagen von selbsternannten Experten etwas. Hierzu kann ich ein exzellentes Video dieses YouTube Kanals empfehlen. Das verstehe sogar ich 😀

Der 5G-Ausbau steckt – bei allen Mobilfunkern – noch in den Kinderschuhen. Doch auch Smartphones, die derzeit einen 5G Chip verbaut haben, sind noch am Anfang ihrer Entwicklung, da sie zu viel Strom verbrauchen und einfach zu groß sind.

5G ist die Zukunft und kann dafür sorgen, dass entlegende Gemeinden besseres Internet bekommen, ohne die ganzen Straßen aufgraben zu müssen um Glasfaser-Kabel zu verlegen.

Deshalb kann man als Konsument von Mobilfunk in den nächsten 2, 3 Jahren auf 5G im Smartphone verzichten. Nicht nur, weil die Tarife derzeit einfach uninteressant sind, sondern auch, weil der Ausbau langsam voranschreitet und es derzeit einfach keinen brauchbaren Usecase gibt unterwegs 5G am Smartphone zu nutzen.

Da ist es schon sinnvoller einen Mobilfunkvertrag, vorraussetzung ist natürlich die Verfügbarkeit, abzuschließen, der 5G beinhaltet. So kann man sehr schnell von 5G profitieren ohne viel Geld auszugeben, denn die Internettarife von Drei bieten schon ab 80mbit 5G an und sind ab 19€ erhältlich. Ab 51€ gibt es schon 500mbit Download und 50mbit Upload. Im Vergleich zum Hochpreis-Land Schweiz deutlich zu teuer, aber für österreichische Verhältnisse relativ günstig. Vor allem dann, wenn man sich am Land befindet, wo es neben 5G nur Kupferkabel von A1 und 150mbit um heiße 50€ gibt:

Und am gleichen Standort gibt es mittlerweile 5G und die Möglichkeit den Haushalt mit 500mbit Internet zu versorgen – für den gleichen Preis:

Ich freue mich richtig auf die Zukunft. Diese wird sicherlich keine Fern-Operationen ermöglichen (halte das Beispiel für einen kompletten Unsinn), aber dafür andere interessantere Dinge, wie dass Autos miteinander via 5G kommunizieren können, sodass das autonome Autofahren eher möglich ist. Schnellerer Datenaustausch und letztlich auch schnelleres und stabilieres Mobilfunknetz, von dem alle profitieren. Beispiel: Im Stadion. Und so weiter.