Gastbeitrag: Mit dem Elektroauto ans Meer – geht das?

Twitter-Nutzer Florian teilt in diesem Gastbeitrag seine Erfahrungen mit einer Reise nach Kroatien mit seinem Skoda Enyaq.

Der liebe Twitter-User @Florian Wagner fährt einen Skoda Enyaq und damit ist er in den Urlaub nach Kroatien gefahren. Das hatte ich auf Twitter mitbekommen und habe ihn gefragt, ob er nicht seine Erfahrungen in einem Gast-Beitrag hier auf meinem Blog festhalten möchte. Gesagt getan. Hier ist Florians Beitrag. Viel Spaß beim Lesen und danke lieber Florian für deine Mühe.

Mit dem Elektroauto ans Meer – geht das?

Spoiler: Ja, wieso auch nicht?

Als ich meinen Sommerurlaub in Kroatien gebucht habe, ging ich eigentlich davon aus mit meinem alten Verbrenner-Auto zu fahren. Doch mein Elektroauto, ein graphitgrauer Škoda Enyak iV 80, kam früher als angekündigt (sowas passiert tatsächlich noch). Wobei, was heißt früher? Ich habe 19 Monate seit Bestellung darauf gewartet! Ich musste mir also ca. 6 Wochen vor Abfahrt überlegen: Wir komme ich nun nach Kroatien?

E-Auto mit Fußantrieb?

Ich hatte keine richtige Ahnung über Ladestationen, -dauern und -infrastruktur. Zwar beschäftige ich mich im Brotberuf mit der Entwicklung von Elektroantrieben, aber solch profane Benutzerfragen haben sich mir bisher nicht gestellt (zumal der Akku auch nicht Teil des Antriebssystems ist). Einige Freunde und Bekannte boten mir (spaßhalber) Stromgeneratoren an. Aber ich war überzeugt es ist nicht notwendig, es muss doch irgendwie gehen. Und die Fred-Feuerstein-Variante mit Fußantrieb (© Mama) sollte auch nicht notwendig sein.

Also ging ich nüchtern an die Sache ran. Vor meiner Frau und mir lag eine ca. 700km lange Fahrt. Das Auto hat mit 80% Akku-Ladezustand ca. 400km Reichweite. Ergo: 1-2 Ladestopps werden wohl notwendig sein. Inzwischen gibt es auch eine Vielzahl an Apps für Elektroautos, um Ladestationen zu finden, Routen entlang dieser Stationen zu planen und natürlich den Strom zu bezahlen. Aus das auto-eigene Navi berücksichtigt Ladestopps und macht Vorschläge. Eine nicht unwesentliche Rolle in der Planung spielte die Frage, wann ist am wenigsten los? Unser Vorteil war bereits, dass wir an einem Montag wegfuhren. Wenig Verkehr heißt auch: wenig Elektroautos an den Ladesäulen.

Start mit 100%

Ich entschied mich am Ende mit 100% Akku-Ladezustand loszufahren. Vorprogrammiert auf die Abfahrtszeit um 3.00h in der Früh. Grundsätzlich sollten Akkus zugunsten der Langlebigkeit nur auf 80% gelandet werden, aber sporadisch sind 100% ok. Und vor allem: Schädlich ist der dauerhafte Lade-Zustand von mehr als 80%. Wenn man also auf 100% lädt, sollte man auch sofort fahren. Daher die Vorprogrammierung.

Vom Burgenland nach Dalmatien

Wir fuhren aus dem südlichen Burgenland weg. Auf mautfreien Straßen ging es über Körmend und Zalalövő zum Grenzübergang zwischen Ungarn und Slowenien in Rédics. Die maximale Geschwindigkeit in Ungarn betrug 90km/h, das kam dem Verbrauch sehr entgegen. Bei unserem kurzen Aufenthalt in Slowenien vermieden wir die Autobahn und erreichten gegen 5.00 Uhr Kroatien am Grenzübergang Mursko Središće. Bis hierher lag der Verbrauch bei 13,5kW/100km. Ein sehr guter Wert, der für das Auto spricht. Auch wenn natürlich das kühle Wetter (es war ja immer noch recht früh) und das Tempolimit sich bis hierher positiv auf den Verbrauch einwirkten. Bei Čakovec fuhren wir dann erstmals auf die Autobahn auf.

Der erste Ladestopp

Bei 41% Akku-Ladestand entschieden wir uns nach insgesamt 4 Stunden Fahrt für eine Pause. Hätte man doch auch mit dem Verbrenner gemacht. Wir steuerten eine 150kW Ladesäule von be.ENERGISED in Karlovac an. Leider war das Café daneben wegen Umbaus geschlossen. Nach der Pause zeigte die Ladestands-Anzeige 75% und es ging weiter Richtung Ziel: Brela an der Makarska Riviera, einem der schönsten Küstenabschnitte Dalmatiens. Wer mit der Geographie von Kroatien vertraut und Grundkenntnisse in Physik besitzt weiß: So vorteilhaft für den Verbrauch die bisherige Strecke war, so unvorteilhaft wurde sie ab dann…

Der Verbrauch steigt…

Bevor man das dalmatinische Meer auf Seehöhe Null betreten kann, müssen zuerst einige Höhenmeter zurückgelegt werden. Die Autobahn ist ein Wechsel von auf und ab. Zudem wurde es wärmer und die Klimaanlage musste eingeschalten werden. Seit dem Laden in Karlovac lag der Verbrauch bei noch immer starken (Autobahn!) 20kW/100km. Das Navi korrigierte den empfohlenen Ladestopp laufend, die Stopps waren immer weiter entfernt. Es war aber klar, dass im Raum Zadar laden sollten. Auf Empfehlung von Marijan steuerte ich gegen 10.00 Uhr die Ionity-Ladestation Zadar Tromilja an. Es gab mehrere Gründe, die dafürsprachen. Die wichtigsten: Es gab mehrere Ladeplätze, daneben waren auch Tesla-Supercharger. Die Hoffnung war, dass es dort zu keinen Staus an den Säulen kommt.

Stopp bei Ionity Zadar

Als wir ankamen, waren zwei von vier Ladesäulen belegt. Detail am Rande: Beide von einem Škoda Enyaq. Zur Erinnerung: Es ist Montag Vormittag, nicht Samstag Nachmittag. Zwei Faktoren, die günstig für uns waren. Ich parkte mich ein, steckte das Ladekabel ein und es kam ein weiter Enyaq. Vier Enyaqs auf vier Ladeplätzen! Leider fuhr der eine auch gleich wieder weg, somit habe ich nur ein Foto von drei. Ich legte eine Biopause ein und wir bestellten uns Kaffee. Viel Zeit blieb uns nicht, nach 22 Minuten war das Auto bei 80% und bereit für die Weiterfahrt.

Für jene, die es (noch) nicht wissen: Auf Schnellladestationen wie jenen von Ionity bringt Laden über 80% nur sehr wenig. Die hohen Ströme können im Bereich zwischen 80-100% nicht gefahren werden. Danach werden die Ströme reduziert, um den Akku nicht zu beschädigen. Ein Laden auf 100% hätte weitere 40 Minuten gedauert und den Sinn einer Schnell(!)ladestation ad absurdum geführt.

Die Ankunft

Nun waren wir bereit für die letzte Etappe bin zum Hotel in Brela. Der Küstenort liegt am Fuße des Biokovo-Gebirges, dass sich direkt an der Küste erhebt. Der höchste Punkt des Gebirges liegt bei über 1700m Seehöhe. Entsprechend steil und eng sind die Straßen, die in den Ort führen. Die Straßen dort sind einfach nicht gebaut für große Autos wie dem Enyaq. Aber auch nicht für die BMW X5, Range Rovers und Co. Wir kämpften uns vorsichtig und mit viel gegenseitiger Rücksicht zum Hotel. Wir erreichten schlussendlich unser Hotel und übergaben das Auto in die Obhut des Parkservices. Im Hotel gab es grundsätzlich eine Lademöglichkeit, jedoch verweigerte der Tesla Destination Charger meinem Auto den Strom. Glücklicherweise war Charger mit einem 5-poligen 32A-Anschluss mit Strom versorgt. In Absprache mit dem Parkservice steckte ich den Charger ab und schloss das Auto mit meinem NRG-Kick Ladesystem direkt an den 5-poligen Stecker an.

Nun war es an der Zeit das Meer zu genießen!