Surface Laptop 7 Review – Modern ist jetzt

Der liebe Twitter-User @philippinfanger hat sich vor einigen Wochen den brandneuen Surface Laptop 7 mit dem Snapdragon X Elite System on a Chip aus dem Hause Qualcomm gekauft. Meine erste Reaktion: Geil. Meine Zweite: Möchtest du nicht ein Review für meinen Blog verfassen? Die Antwort lies nicht lange auf sich warten. Ich darf euch nun das Review präsentieren. Danke Phil und dir, lieber Leser: Viel Spaß beim Lesen.

Einleitung

Ich bin ein Techie, ein Nerd. Ich hatte berufsbedingt bereits sämtliche Gadgets und etliche Surface-Geräte. Zehn kann ich direkt aufzählen, wahrscheinlich waren es mehr. Wegen eines Defektes umtauschen musste ich davon übrigens nur ein einziges Surface-Gerät. Zufrieden mit der Nobel-Hardwarereihe von Microsoft war ich also immer. Ich mag die Wertigkeit, das eigene Bildschirmformat oder etwa, dass keine Sticker auf den Geräten kleben. Ich finde die Leistung OK bis gut. Dass etwa keine neuesten Chips verbaut sind, ist für mich nicht so relevant, das liegt außerhalb des 80/20-Prinzips.

Beruflich im Online Marketing tätig und teilweise in der Designer-Branche sozialisiert, kann ich mein Faible für schönes, glattes und makelloses Hardware-Design und angenehme Haptik nicht verstecken. Schicke PCs haben mich immer fasziniert und seit meinem Studium hatte ich sowohl verschiedene Macs als auch Windows Laptops, Smartphones und Tablets jeglicher Art in Verwendung. Brauche ich zehn Laptops in zehn Jahren und all die Gadgets? Nein. Verwende ich gerne neue Hardware? Ja. Aber auch nicht auf Kosten der Leistung und der Effizienz meiner Arbeit.

Im Online Marketing und digitalen Design arbeiten wir mit Adobe- und Affinity-Programmen. Wir schneiden Videos, bearbeiten Fotos etwa mit Lightroom, brauchen Outlook, Excel und PowerPoint genauso wie vieles, was heutzutage im Browser läuft. Die Webentwicklung erfordert Programmier-Apps wie VS-Code oder IntelliJ. Wir arbeiten mit FTP-, VPN- und Git-Apps sowie vielen weiteren Nischen-Tools. Leistung und Flexibilität sind daher essenziell und neue Chips und Prozessoren steigern unsere Produktivität direkt.

Nun also der Surface Laptop 7. Passt er zu meinem Anforderungsprofil? Schlanke und schöne Hardware kombiniert mit angeblich viel Leistung und guter Akkulaufzeit und ohne Kompromisse bei der benötigten Flexibilität? Ein mit dem Surface RT und dem Surface Pro X oft abgegebenes und mit dem RT gebrochenes und dem Pro X soso lala eingehaltenes Versprechen.

Diesmal klingt es aber „echt“. „Her damit!“ denke ich mir, als ich die News im Frühjahr 2024 lese und bleibe aufmerksam im Nachrichten-Kreis meiner Tech-Bubble. Bestellen, ohne das System getestet zu haben ist für mich nicht neu. Mit etwas Vorrecherche wird das gut gehen, denkt sich der Nerd in mir. Und so sitze ich nun hier mit dem Experiment, das mich nicht enttäuschen darf, um in meine bisherige Erfahrungswelt zu passen und in das ich vollste Erwartungen habe.

Der Laptop ist in manchen Bereichen im Vergleich zu vielen Vorgänger-Surface-Geräten eine solide Weiterentwicklung. Hardware und Äußerlichkeiten waren in der Surface-Linie ja immer top. Man denke nur an das vielseitige Surface Book mit dem ich – Display abgenommen – Präsentationen gehalten habe, gezeichnet und gearbeitet habe. Oder an das Surface Pro, den Klassiker, der sich absolute Flexibilität an die Fahnen heftet und dabei nichts an Haptik, Optik und Kompatibilität einbüßt. Oder an den aktuellen Surface Laptop Studio 2, der das Kunststück des umklappbaren Displays meistert und dabei jeden Eindruck billiger Verarbeitung oder auch von möglicher Leistungsknappheit vermeidet. Diese eleganten Partytricks der Books und Laptop Studios erkauft man sich zwar mit etwas mehr Gewicht, wer es leichter haben will, der wird beispielsweise beim Surface Laptop Go fündig oder eben den bisherigen „normalen“ Surface Laptops. Somit ist im Surface Lineup für fast jede oder jeden etwas dabei.

Nun also der Surface Laptop, der als gewöhnlicher Laptop daherkommt. Man erwartet keine Partytricks á la Umklappen, Abnehmen oder integrierter Ständer. Das will das Gerät auch gar nicht und in Zeiten eines riesigen Hardwareangebotes der bewusste Käufer auch nicht. Laptops entwickeln sich aber trotzdem weiter, was uns dieses Gerät eindrucksvoll zeigt.

Surface Laptop 7. Foto (c) Philipp Infanger

Laptops sind nicht tot. Sie werden heute noch besser, dünner, haptisch angenehmer, langlebiger, feiner, nachhaltiger und schöner. Zubehör ist leichter, kleiner, flexibler bspw. durch allgegenwärtige USB-C Ladegeräte. Akkulaufzeiten verbessern sich, Leistung verbessert sich, Displays verbessern sich. Sie werden schärfer und angenehmer. Ich vergleiche manchmal diese Specs mit jenen von vor einigen Jahren und staune, wie brutal diese Verbesserungen in jeder Ecke des Specsheets sichtbar sind.

Nicht nur Hardware, sondern auch Software hat sich vor allem in Sachen Zuverlässigkeit massiv verbessert. Ich erinnere mich noch an Windows XP-Zeiten und die Jahre danach. Auch unter MacOS X Leopard usw. war es immer wieder ein Würfelspiel, ob deine neue externe HDD erkannt wurde, ob die neuesten Updates deine Software zerschießen und ob du dann den Patch einfach wieder entfernen und rückabwickeln kannst oder nicht. Computer waren irgendwie für Techniker, weniger für einfache Menschen gemacht. Man musste sich mehr mit dem Gerät an sich beschäftigen, bevor man, ohne nachzudenken seine Arbeit erledigen konnte.

Wie man mittlerweile auch ohne Mechaniker sein zu müssen ins Auto einsteigen und wegfahren kann, ist das alles weitgehend Vergangenheit und heute können meine Freundin und mein pensionierter Onkel auch ohne nachzudenken mit Computern arbeiten. Sie müssen sich die Fragen von Komptabilität mit dieser und jener Software genauso wenig stellen, wie die Fragen „kann ich denn im Urlaub mein Gerät aufladen?“ oder „wie bekomme ich meine Fotos vom Handy auf den PC?“. Vieles funktioniert einfach und wenn eine Funktion oder ein Programm nicht angerührt wird, lässt es dich trotzdem in Ruhe. Weitgehend. Wenn etwas nicht funktioniert, wird den Userinnen und Usern ausführlich und einfach Hilfe angeboten. So soll es sein. Modern ist jetzt.

Diese – nennen wir sie mal – „normale Menschen“ kaufen einen Computer, der ihren Anforderungen entspricht und sie möchten ihn verwenden. Sie wollen und können sich nicht im Detail mit ARM-Prozessoren, RAM-Ausstattung oder Thunderbolt 3, 4, 17 beschäftigen. Sie kaufen Computer, um diese zu verwenden. Und ich denke dieser Laptop ist ein großer Schritt in eben genau diese Richtung. Er macht nämlich genau das möglich und das, obwohl die eingebaute Technik alles andere als die Vergangenheit repräsentiert. Sie ist ein großer Schritt in die Zukunft der CPU-Vielfalt mit allen Ausprägungen, die diese Entwicklung auf Endgeräte haben wird.

Paul Thurrott meinte letztens in einem Podcast sinngemäß, dass diese ARM-Rechner in gewisser Weise für uns Nerds und Techies schwieriger zu bedienen sind, wie für die „normalen Menschen“, denn wir wollen uns intensiv damit auseinandersetzen. Wir wollen die ARM-Version der neuesten VPN-Clients herunterladen, weil wir das letzte Quäntchen Leistung und Effizienz nutzen wollen. Und wir wollen die neuesten Updates aller Programme und Systeme. Wir wollen alles ausreizen.

Mein pensionierter Onkel will das nicht. Er kauft einen Computer, um ihn für seine Zwecke zu verwenden. Mit modernen Computern und Betriebssystemen gelingt ihm das. Mit fast jedem Gerät, dass er heute einfach so kaufen kann. Sei es ein Laptop, ein Smartphone, ein Mac oder was auch immer. Der Laptop Surface 7 ist ein gewaltiger Sprung im Inneren und für mich als Nerd sehr spannend, weil er zugleich auch genau diesen Anspruch erfüllen muss. Er soll für meine Freundin als „normaler Mensch“ genau das sein, was sie erwartet und bereits von anderen Geräten kennt. Ein schöner Computer, über den sie nicht nachdenken muss. Einer, der funktioniert, sobald man ihn aufklappt, gute Leistung hat und ausreichend Akkulaufzeit bietet. Jetzt schon modern eben.

Ja gleich vorweg: der neue Laptop kleckert nicht. Ganz im Gegenteil lässt dieser Laptop all jene verstummen, die dieser Geräteklasse nichts mehr zugetraut hatten. Die Weiterentwicklung macht hier einen großen Schritt, ohne die Computerwelt zu verkomplizieren. Mit kleinen Wehwehchen.

Oder sagen wir so: die Richtung stimmt, modern ist jetzt, moderner ist später.

Aber der Reihe nach.

Unboxing

Die Boxen kommen elegant daher. Einfaches Weiß, zentrales, spiegelndes Logo und nachhaltige Papier-Verpackung sorgen für einen angenehmen Einstieg. Für mich als Ästhetik-Fan ein Traum. Den Laptop erstmal zur Seite gelegt merkt man schon, wie schwer er trotz seiner dünnen Silhouette ist. 1,24 kg bringt er mit den 13,8 Zoll zwar auf die Waage – etwas, was ich auf Reisen leicht bemängele. Der Vorgänger als mein Unterwegs-Computer war der Surface Laptop Go 3, der naturgemäß viel leichter war, aber eben aus mehr Plastik bestand.

Die Schachteln sind heutzutage schmalspurig ausgestattet, lediglich der Strom-Adapter ist in hässlichem Schwarz noch drin. Da könnte der Hersteller das Design mehr an das Gerät selbst anpassen und ein bisschen in Ästhetik investieren. Gut dabei finde ich, dass auch bei Surface mittlerweile alles per USB-C geladen werden kann. So kann ich problemlos mit nur einem Kabel reisen. Smartphone, Laptop, Kopfhörer etc. lädt alles per USB-C. Hier war man bei Surface zwar später dran aber die Zukunft ist halt jetzt schon jetzt.

Hardware

Foto (c) Philipp Infanger

Design, Anmutung

Ausgepackt und in die Hand genommen. Ein Traum. Das sanfte, ja fast schon weiche Metall, die dünne Silhouette, das edle Silber mit dem mittigen Spiegel-Logo. Ich als Schöngeist sage mir „Wow“. Aufgeklappt geht die Kinnlade auch nicht wieder zu: runde, sanfte Ecken, dünne Displayränder, perfekte Spaltmaße, die Farben des Gehäuses und der Tastatur. Das ist der schönste Laptop, den ich je hatte. Er ist schöner als die MacBook Airs und Pros, die wir in der Firma verwenden. Der Surface Laptop 7 ist auch ein Level über seinen Vorgängern und Brüdern in der Surface-Reihe, also etwa dem Surface Laptop Studio 2, den ich auch am Schreibtisch stehen habe. (Bzw. „hatte“. Denn, nachdem ich den SL7 jetzt einige Wochen verwende, merke ich wie vielseitig, schnell und ausdauernd er ist und habe den Surface Laptop Studio 2 hergegeben.)

Die Größe des 13-Zoll-Geräts ist für meine Einsatzzwecke perfekt. Ich bin mehrmals die Woche unterwegs bei Kunden und privat mehrmals im Jahr auf Reisen mit Auto und Flugzeug. Ohne Laptop bin ich kaum anzutreffen, weswegen der Surface Laptop Studio 2 für mich zu schwer ist. Die Surface Laptop Go-Serie ist aber wiederum einfach zu langsam für sinnvolles, intensives Arbeiten und auch für reine Office-Arbeiten sind Tastatur und Trackpad für mich etwas zu fummelig. In diese Lücke passt der SL7 einfach zu gut, um ihn nicht zu testen und es zeichnet sich bereits ab, dass meine Gedanken immer öfter damit spielen, beide Welten (leichter und langsamer sowie schneller und schwerer Laptop) zu vereinen.

Durch das flache Profil verschwindet der neue Laptop unbemerkt in meinen Taschen und Rucksäcken oder zwischen Notizbuch und anderen Mappen. Durch so ein Gerät bin ich genau so flexibel, wie ich es mag. Endlich.

Bildschirm, Tastatur, Trackpad

Das stark spiegelnde Display kommt in vielen Reviews nicht gut weg und ich kann das leider nachvollziehen. Ich kenne zwar kein Gerät, das sich im Sommer bei voller Sonneneinstrahlung draußen gut benutzen lässt, aber hier haben die Reviewer definitiv einen Punkt: das Display spiegelt zu stark. Man kann an schattigen Orten arbeiten, sobald es aber sonniger wird, packst du deine Sachen und ziehst an einen anderen Arbeitsplatz um. Gut, ich steige jetzt nicht in die Diskussion ein, wer überhaupt „draußen“ – und zwar unter freiem Himmel bei Sonne – arbeiten will. Aber hier verrenkst du deinen Körper so stark um einen bestimmen Blickwinkel auf den Bildschirm zu haben, dass du Rückenschmerzen bekommst. In Innenräumen empfinde ich es bisher nicht als Nachteil.

Auflösung und Farbwiedergabe finde ich mehr als gut. Ich hatte das Gerät zwei ganze Wochen auf Reisen nach Finnland und den Färöer-Inseln mit und konnte bereits jede Menge Fotos damit bearbeiten. Die Farbdarstellung ist auch für mich als Hobby-Fotograf sehr gut und der Kontrast ist hoch. Mehr kann man nicht erwarten. Mag sein, dass das eine oder andere OLED-Panel besser ist aber der Bildschirm hier ist sehr gut.

Die Bildwiederholrate von 120 Hz ist jedenfalls eine echte Wohltat. Jeder, der so ein Display verwendet, will wahrscheinlich nichts anderes mehr verwenden. Das Interface von Windows 11 ist optisch mittlerweile in den allermeisten Oberflächen so modern, wie man es im Jahr 2024 erwartet und in Kombination mit der feinen Bedienung des Trackpads ergibt sich ein absolut butterweiches Arbeitserlebnis, das ich so noch nie hatte. Am liebsten würde ich den ganzen Tag auf und ab scrollen. Sahnig!

Der Bildschirm ist ein Touchscreen – ein zentrales Feature aller Surface-Geräte – jedoch ohne die Stifteingabe. Bei dem Gerät ohnehin nicht sinnvoll, weil das Display ja nicht umklappbar oder abnehmbar ist. Ein Laptop mit Touchscreen ist kontrovers. Man findet Meinungen für dieses Feature und ja, manche PDF-Unterschriften habe ich darauf schon gegeben. Manche Meinungen sind gegen dieses Feature, weil es unnötig ist. Naja, man hat es und es „kostet nix“. Ich ertappe mich jedenfalls öfter auf einem anderen Gerät, wie ich den Bildschirm antippe und außer Schlieren nix passiert. Ich finde den Touchscreen nice-to-have.

Die Tastaturen der Surface-Geräte waren in der Vergangenheit bereits die besten, die ich kannte. Ich selbst nutze am Desktop im Homeoffice und im Büro die Surface Bluetooth-Tastatur von Microsoft, um das möglichst gleiche Tipp-Erlebnis überall zu genießen. Ich mag den kurzen Hub, den knackigen Anschlag und die sanfte Oberfläche der Tasten. Auch der Abstand der Tasten passt super für mich und die Kombination der grauen Elemente zum silbernen Chassis ist schön. Wenn ich auch sagen muss, dass ich die Tastatur der Surface Books einen Ticken besser und knackiger empfand.

Das Trackpad ist fast perfekt. Ja, viel wird über diese Dinger geschrieben und gesprochen, endlich sind in Windows-Geräten die Trackpads so gut oder besser als auf Macs und ich kann es natürlich auch bestätigen. Ja, sie sind besser als die der aktuellen Macs und auch etwas kleiner. Die Größe der Dinger auf Macs ist so enorm, dass man mit der Handauflage teils unangenehm in Berührungskonflikte kommt. Hier nicht. Größe passt, Klickgefühl passt. Alles wunderbar.

Was mir aber beim Surface Laptop Studio subjektiv besser gefällt, ist, dass der durch seine schiere Dicke ein „fetteres“ Klickgefühl bietet. Einfach, weil mehr Masse „vibriert“ als diese dünnen Laptops wie etwas das MacBook Air oder eben der Surface Laptop 7. Nebensächlich, ich weiß.

Das Trackpad ist bei diesem Surface Laptop auch im selben Grau wie die Tasten. Im Vergleich bspw. zum Surface Laptop Studio, der ein Trackpad in hellerem Grau, ähnlicher dem Chassis, hat, sieht das – finde ich – besser aus.

Anschlüsse

Zweimal USB-C mit Thunderbolt. Passt. Einmal USB-A für ältere Geräte find ich sehr gut. Man braucht es mittlerweile selten, aber wenn, dann ist man dankbar. Und gerade auf Reisen kommen einem immer wieder mal USB-A-Sticks oder iPhone-Kabel und was weiß ich noch alles unter. Das macht Sinn. Die USB-C-Anschlüsse nutze ich auch für das Thunderbolt 4-Dock von Microsoft, mit dem ich meinen neuen Laptop auch an zwei externen Monitoren mit je 27 Zoll betreibe. Auch das funktioniert so problemlos, dass ich es meinem pensionierten Onkel empfehlen würde. Und auch hier merkt man wieder den Reifegrad der Software im Vergleich zu vor einigen Jahren: immer, wenn ich anstecke, merken sich alle Beteiligten meine Einstellungen, die Position der Fenster, alle Geräte und angeschlossenen Systeme. Modern ist jetzt.

Akku

Der Elefant im Raum ist der Akku bzw. die Batterielaufzeit. Gleich vorweg: ich hatte noch nie einen Windows-Laptop mit vergleichbarer Akkulaufzeit. Weit entfernt von Herstellerangaben, die mich tbh. ohnehin nicht interessieren, ist einfach gesagt die Anzahl der Stunden, die ich den Laptop verwenden konnte, ohne ihn aufzuladen mehr als jemals zuvor.

Kurz zwei Szenarien: ich musste als ich den Laptop Ende Juni bekommen hatte etwas für eine Prüfung im Internet recherchieren, PDFs lesen, Texte im Word verfassen und browsen. Nichts Rechenintensives aber Browser-Arbeit, Word, PDFs, Mails. Nicht nur, dass der Laptop nach 21 Stunden Standby (also einfach zugeklappt und nicht mehr nachgedacht) nur 3-4 % verloren hatte, ich hatte mit diesen Tasks nach vier Stunden noch immer über 85 % Restladung. Ok, wow, das war neu.

Zweites Szenario: ich schreibe dieses Review, während wir auf Urlaub sind. Also am Flughafen, im Flugzeug und zu stillen Zeiten in der Natur. Zugegeben: ich habe nur Word offen, die Helligkeit ist irgendwo im Mittel und außer WLAN ist nichts eingeschaltet. Nach ca. drei Stunden Schreibarbeit: 93 %. Alter, ok, was?

Zugegeben, das sind zwei beispielhafte, aber nicht alltägliche Szenarien und ich habe versucht so wenig wie möglich zu verbrauchen. Aber auch wenn ich nicht darauf achte, merke ich bisher, dass der Surface Laptop 7 in einer anderen Liga spielt. Macuser behaupten seit dem M1, dass sie sich so fühlen. Jetzt kann ich sie verstehen. Ich hatte zwar mal ein MacBook Pro 16 Zoll M1 in zeitlich begrenzter Verwendung, das hatte mich aber wesentlich weniger beeindruckt als der Surface Laptop 7. Browser-Arbeit und Office-Arbeit inkl. Outlook, WhatsApp, Google Ads in Chrome und Meta BusinessManager – sprich: viele intensive Oberflächen – verbunden via VPN, Excel offen, PDFs, WordPress, FTP-Up- und Download alles das gelingt easy über Stunden hinweg. Ich habe kein Interesse an generischen Benchmarks oder sinnlosen Testwerten und ich stoppe nicht die Zeit. Was ich feststelle, ist jedenfalls eine mehr als doppelt so lange Laufzeit wie bei meinem Surface Laptop Studio 2 und generell jedem anderen Windows Laptop den ich kenne. Vom Go 3 rede ich erst gar nicht. Noch dazu, weil bei dem der Lüfter frech oft von sich hören macht. Mit dem Lüfter des Surface Laptop 7 ist es mehr wie mit meiner scheuen Nachbarin. Ich weiß sie ist da, sehe sie aber nie. Der Lüfter dürfte glaube ich vorhanden sein, hören tue ich ihn nur, wenn ich am Dock hänge und intensive Lightroom-Arbeit mache und auch da nur irre leise.

Es gibt auch Szenarien, in denen der Akku schmilzt, und da kommen wir dann zur Kompatibilität der Software bzw. zur Emulation. Verwendet man nämlich nicht ARM-native Anwendungen, die, wie etwa Lightroom Classic, rechenintensiv sind, kann man der Batterie beim Leerwerden zuschauen. Es ist gleichermaßen beeindruckend, wie schnell das geht. Nicht falsch verstehen, zur Emulation von nicht nativen ARM-Apps komme ich noch, aber was LR Classic betrifft, ist das kein Spaß. Das ging mir übrigens mit dem MB Pro 16 Zoll M1 von vor einiger Zeit ebenso.

Und hier kommen wir auch gleich direkt zur größten Schwäche des Laptops. Nämlich jene, bei der Onkel Pensionist und Freundin nicht zwischen nativen und emulierten Apps unterscheiden können und sich somit möglicherweise wundern, warum denn der Akku des Surface Laptop 7 plötzlich (und das „plötzlich“ ist wichtig, weil vielleicht seit gestern eine neu installierte Software am Start ist) so mies ist? Beschäftigte ich mich nicht mit der technischen Thematik: ARM oder nicht, nativ oder nicht etcetera-pp, bin ich möglicherweise frustriert. Der Grund, warum das nicht kommuniziert wird, ist ja, dass das alles prinzipiell gut funktioniert, auch wenn ich mich nicht damit befasse und ja, das tut es auch und die Kompatibilität ist so gut, dass sie eben unsichtbar ist. Hinsichtlich Akkulaufzeit ist das aber eben eine Krux.

Selbst bei nicht rechenintensiven Anwendungen wie KeePass 2 oder OpenVPN (witzigerweise auch GitHub Desktop, das von Microsoft eigentlich First-Hand-Service erfahren sollte, weil GitHub Microsoft gehört) bilde ich mir ein, feststellen zu können, dass der Akku leidet. Das ist unwissenschaftlich, ich weiß. Aber ich vermute es und es ist zumindest merkbar. Hier muss man also wissen, was man tut. Nicht nur, wenn man das Beste herausholen will, sondern auch als Laie. Etwas, was Nerds wie ich wollen. Etwas, was Onkel Pensionist aber nicht will. Gut, hoffen wir, dass sich die Situation quasi von selbst verbessern wird. Early Adopter sind diese Leiden der vermehrten Aufmerksamkeit gegenüber gewissen technischen Details gewöhnt. Aber ich bin froh, dass ich meiner Freundin, sollte sie sich als nächstes Gerät auch für den Sufrace Laptop 7 entscheiden, über die Schulter schauen kann bei diesen Fragen. Sonst ist wie gesagt das Frustpotential echt hoch.

Software

Foto (c) Philipp Infanger

Ich spiele nicht am PC. Deshalb kann ich bei Performance und Kompatibilität im Gaming-Bereich nicht mitreden. Ich arbeite wie einleitend beschrieben im Online Marketing- und Design-Bereich. Teils habe ich mit Software-Entwicklung im Webbereich zu tun, teils mit Fotografie und Content Creation wie man das jetzt so bezeichnet. Hardcore Videoschnitt mache ich auch auf Laptops generell nicht wegen der zu kleinen Bildschirmgrößen oder der Speicherkapazitäten.

Also, das meiste funktioniert. Emulation funktioniert, soweit ich es testen kann, sehr gut, weil sie im Alltag nicht bemerkbar ist. Nichts von dem, was ich täglich nutze und emuliert werden muss, macht Probleme. Ausnahme war bis vor einigen Wochen noch PIA (Private Internet-Access, der VPN-Dienst meiner Wahl), die aber mittlerweile eine ARM-Version des VPN-Clients anbieten. Emulierte VPN-Clients machen – was man so liest – ausnahmslos Probleme. Noch.

Wenig Spaß machen zum Beispiel auch wenig nachvollziehbare Konzern-Entscheidungen, wie jene von Adobe, die mich manche ihrer x86-Apps einfach nicht installieren lassen. Weil so halt. Photoshop gibt es als ARM-native Anwendung. Installieren. Passt. Das Programm funktioniert tadellos und pfeilschnell. Die nicht ARM-nativen Apps lässt Adobe aber einfach nicht installieren und das ist ein bisschen Dings, weil es nämlich mit Workarounds problemlos gelingt und die Apps bis auf die oben beschriebene Akku-Feindlichkeit auch gut performen.

Das Angesprochene Lightroom Classic ist so ein Beispiel. Man zieht sich den C:\Programme\Adobe\Lightroom-Ordner eines x86-Rechners einfach per USB-Stick oder Netzwerk auf die SSD des Surface Laptop 7. Et voilà, LRC läuft butterweich – mit den angesprochenen Abstrichen bei der Akkulaufzeit. Man versteht es nicht, denn Premiere Pro lässt mich Adobe installieren, obwohl das auch noch emuliert wird. OK, vielleicht gibt spezifische Probleme, die ich nicht kenne oder kennen kann, ich wünschte mir als zahlender Nutzer aber mehr Informationen. Auch darüber wann denn die Programmiere nativ erscheinen. Bisher hieß es hier nur „bald“, was etwas wenig Information ist.

Also Adobe bitte: macht es uns nicht so kompliziert, denn Affinity macht auch gute Software.

Alles, was ARM-nativ ist, ist mit der Elite-Variante des Snapdragon in meinem Gerät auch merkbar schneller. Der Emulierte Lightroom Classic funktioniert zwar recht ordentlich und auch problemfrei, aber Photoshop ARM, VS-Code, Microsoft Office, Browser, Affinity und Windows sind einfach komplett ruckelfrei und wirklich flott.

Unterm Strich bleibt aber die zuvor erwähnte Hoffnung, dass sich meine Freundin und mein Onkel bald nicht mehr mit Computerfragen bei mir melden müssen. Dann nämlich, wenn einerseits keine unbekannten Fehlermeldungen mehr erscheinen und sich über Inkompatibilität beschweren. Und andererseits, wenn es die Emulation unter Windows 11 (namens „Prism“) schafft, Einflüsse auf die Akkulaufzeit geringer werden zu lassen.

Ein weiteres Thema der Software sind die Copilot+ Funktionen, die aus der allgemeinen KI-Hysterie heraus entstanden sind. Die Snapdragon-PCs haben eine Chipeinheit mit an Bord, die diese Aufgaben besser lösen kann als der Hauptchip, weswegen manche Softwarefeatures gut auf diesen Geräten funktionieren. Bloß sind das bisher alles Features die wirklich niemand braucht. Irgendwelche Kinderspielchen mit Bilderzeugung sind für die Käuferin und den Käufer des Laptops sinnlos. Live-Captions bzw. Live-Übersetzungen sind nett, aber zu wenig Feature, um überhaupt erwähnenswert zu sein. Die Windows Studio-Effekte, bei denen der Blickkontakt in die Webcam künstlich so verändert wird, dass dein Gegenüber bei der Videokonferenz glaubt, du blickst ihr oder ihm direkt in die Augen bzw. in die Webcam ist zwar auch cool, ich bin mir aber sicher, egal welchen meiner Kunden ich frage, niemand wird mir sagen, dass ihr oder ihm das bereits aufgefallen sei. Ja … was soll man sagen …

Preis

Foto (c) Philipp Infanger

Der Surface Laptop 7 ist günstig. Ja wirklich. Ich musste zuerst zweimal hinsehen, aber dadurch, dass alle Snapdragon-Geräte mit mindestens 16 GB RAM ausgestattet sind, stemmt er sich ein bisschen gegen den Trend der immer teurer werdenden Geräte. Meinen Bruder konnte ich vom Laptop überzeugen und er hat dafür knapp über eintausend bezahlt. Vergegenwärtigt man sich ähnliche Apple-Geräte, muss man zwei Augenaufschläge machen, um es zu realisieren.

Für wen ist der Laptop, für wen ist er nicht

Ich habe den Laptop meinem Bruder empfohlen. Er fällt in dieselbe Kategorie wie die Freundin und der Onkel und ja, man kann ihnen das Gerät guten Gewissens empfehlen. Preis, Anmutung, Akku, Leistung, Display und die Auswahl der Farben und Größen lassen hier keine Fragen offen. Das angesprochene Problem der akkufressenden x86/x64-Apps lässt sich nur mit Zeit und dem Hinweis, dass man beim Download bzw. der Installation neuer Software auf ARM-Kompatibilität achten soll etwas beiseiteschieben. Ich gehe aber fest davon aus, dass sich diese Probleme in den nächsten ein bis zwei Hardware-Generationen weiter verbessern werden und dass selbst ich nicht mehr groß darüber nachdenken muss.

Auch für Nerds und Tech-Worker ist der Laptop geeignet. Ja, ich bin auch selbst in dieser Kategorie zu Hause und für mich ist das Ding der reinste Genuss. Man muss vor dem Kauf checken, ob die Software, die man einsetzt, bereits auf ARM läuft und das am besten nativ oder ob sie emuliert werden muss. Auch die emulierte Software dürfte wie gesagt nicht zu 100 % kompatibel sein und tw. abstürzen oder seinen Dienst von Beginn an verweigern. Davon liest man im Internet mancherorts. Ich konnte das für mich aussschließen. Auch hier bin ich überzeugt, dass das nur eine Frage von ein paar Monaten sein wird. Hat man allerdings ganz spezielle Programme, etwa ältere, spezifische Firmen-Software oder ganz „nischige“ Apps, kann es zu Problemen kommen. Das muss man zuvor klären.

Fazit

Es gibt Zielgruppen, die nicht super-gut geeignet sind, dieses Gerät zu verwenden. Aber den meisten Leuten kann man das Gerät empfehlen. Einschränkungen kann es geben, aber die gibt es in jeder Klasse, in jeder Kategorie. Und wer einen modernen Laptop sucht, der kann diese Geräte einfach aufklappen und verwenden. Ein paar Minuten Recherche macht ohnehin jeder, der für etwas tausend Euro ausgibt.

Die Hardware ist unbestritten die feinste, die ich je in Händen hielt. Das Display ist sahnig-weich, das Touchpad gibt wunderbares Klick-Feedback. Anschlüsse sind mit insgesamt 3x USB genügend da und was mich einfach so fasziniert ist, dass man über das gesamte Gerät einfach nicht nachdenken muss. Ich als Nerd möchte mich streckenweise irgendwie mit dem Gerät an sich beschäftigen. Aber da gibt es nichts?! Es funktioniert einfach alles, ohne dass man an 200 Schräubchen drehen muss. Es ist aalglatt und so soll es 2024 auch sein.

Der Surface Laptop 7 ist ein Traumgerät. Es verbindet Leistung mit langer Akkulaufzeit in einem Maße, das man bisher nicht kannte. Er stellt Geräte anderer Hersteller und vor allem auch die (übermäßig) gelobten Macs in den Schatten und kann bei allen deren positiven Eigenschaften mindestens mithalten.

Modern ist jetzt.

Der Schöngeist in mir sieht nur eine Verbesserung: bitte erfindet eine Oberfläche, die nicht nach zwei Monaten Fingerabdrücke und Flecken macht. Dann wäre modern jetzt.

Exit mobile version