Im Sommer soll ein neues E-Auto her. Nachdem ich den ID.3 nicht mehr habe und nun bald seit zwei Jahren ohne ein eigenes Auto unterwegs bin, wird es an der Zeit einen PKW anzuschaffen. Auf diese Seite nehmen wir dich mit, lieber Leser. Den Start macht der EX30 von Volvo.
Meine Frau hat sich im Herbst 2020 einen Peugeot 208 geholt. Für das “in die Arbeit fahren” oder einige Einkäufe oder kleinere Ausflüge machen ist er mehr als ausreichend. Und für einen Benziner braucht er mit 5 Litern auch recht wenig. Für die langen Strecken, Urlaube und viele andere Tätigkeiten fehlt eben das zweite, größere Auto. Theoretisch sollte da auch ein Nachwuchs mit entsprechendem Kindersitz rein können.
Die erste Probefahrt fiel auf den Volvo EX30. Passabel bepreist und gut ausschauen tut er. Mehr habe ich mich auch nicht wirklich, im Vorfeld, über das Auto informiert. Ich wollte das neutraler angehen.
TL;DR
Es muss ein Elektroauto als Hauptauto her. Die Eigenschaften: Er muss groß sein; ergo genug Platz für meine Frau und mich, unsere Reisen und in Zukunft auch für Nachwuchs bieten. Auf der Suche nach einem möglichen Kandidaten bin ich auf den EX30 gestoßen. Der erste Volvo, den ich je gefahren bin. Überraschenderweise ist er kleiner als er auf den Bildern wirkt. Bei der Probefahrt hat der EX30 grundsätzlich einen guten Eindruck hinterlassen. Er ist agil, gut verarbeitet und macht eine gute Figur. Aber leider ist er einfach zu klein und spielt – gut ausgestattet – in der Liga von ID.4 mit und der ist eindeutig größer. Schade Volvo – aber das nächste Mal vielleicht.
Der erste Eindruck: Er wirkt größer als er ist
Im Autohaus angekommen stellte ich fest: Klein ist er. Auf den Bildern sah er etwas größer aus. Ja, und wenn wir uns mit der Volvo'schen Namensgebung bekannt gemacht hätten, würden wir wissen, dass Volvo seine Autos mit den Buchstaben und Zahlen in Klassen packt. Die Buchstaben bedeuten das folgende:
S = Sedan
Understanding Volvo Nomenclature (dsf.my)
V = Hatchback or Wagon
XC = Crossover or SUV
Und die Zahlen danach klassifizeren die Autos einerseits in die Größe und andererseits das Prestigelevel:
40 = V40, XC40
Understanding Volvo Nomenclature (dsf.my)
60 = S60, V60, XC60
90 = S90, V90, XC90
Nachdem 30 hier noch nicht auftaucht, kann man davon ausgehen, dass der EX30 ein Crossover der untersten Klasse bei Volvo ist. Frei nach dem Motto: Bei Volvo sieht man ob der Käufer Geld hat oder nicht. Nein, das ist nicht ernst gemeint 😉
Jedenfalls. Die Zahl 30 hätte uns schon sagen müssen: Hey. Das Auto ist klein. Und wie klein, konnten wir dann vor Ort sehen.
Er ist gut verarbeitet
Der EX30 ist der erste Volvo in dem meine Frau und ich gesessen sind. Wir hatten hier keine Erwartungen – wir kannten die Marke und die Autos nicht. Und hier waren wir, nicht überrascht, sondern mehr als positiv angetan. Das Auto ist gut verarbeitet, sieht sowohl Innen als auch Außen sehr hochwertig aus. Es fühlt sich auch alles Hochwertig an. Bei dem Auto gab es von der Qualität nichts zu bemängeln.
Er ist klein, die Zweite
Im Auto platz genommen kam schon die erste Ernüchterung: Er ist klein vorn. Fast schon so wie der kleine 208er Peugeot. Hat natürlich seine Vorteile: Beim schnelleren Fahren in Kurven wird nicht hin und her gerutscht. Da sitzt man fest im Sitz drinnen. Auch, weil man sich mit den Beinen abstützen kann. Das ist auch schon mein zweiter Punkt, warum er für mich als Auto nicht in Frage kommt. Ich habe eine etwas komische Sitzposition, denn ich lehne mein rechtes Bein beim fahren gerne an. Das hat bei allen Autos recht gut geklappt. Vor allem auf der Autobahn ist das angenehm. Doch beim EX30 ist das Design der Mittelkonsole für meine Sitzposition derart ungünstig, dass es unangenehm ist das Auto längere Strecken zu fahren.
Hinzu kommt noch dass die Passagiere die hinten mitfahren, auch wenig Platz zur Verfügung haben. Sowohl hinter mir als auch hinter meiner Frau. Wir sind beide relativ gleich groß und das bedeutet, dass in diesem Auto es auf der Rückbank mit der Kniefreiheit eher schlecht bestellt ist. Ich denke hier auch an einen möglichen Kindersitz mit dem Bein.
Der Kofferraum, im Gegensatz zum Fahrgastbereich, ist dann doch überraschenderweise groß ausgefallen. Wir hatten jetzt keine Koffer oder Bananenboxen mit, aber dort passen zwei große Koffer hinein. Volvo hat sich bei diesem Auto wohl auch darauf konzentriert, dass das Gepäck Platz findet.
Einen Fruck gibts übrigens auch. Reicht für den Einkauf oder das AC Ladekabel. Ich bin, um ehrlich zu sein, kein großer Fan von diesen vorderen Verstaumöglichkeiten, da die Front meistens dreckiger als das Heck ist, man sich schnell schmutzig macht und dort Befestungsmöglichkeiten fehlen. Deshalb: Ein “nice to have” aber kein Ausschlusskriterium.
Wumms hat er
Die uns als Probefahrzeug zur Verfügung gestellte Version hat 315 kW, das macht 428 PS in alter Währung. Und was bedeutet das? Nun in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auch das kann man sich nicht wirklich vorstellen. Übersetzt bedeutet das, ein Tapser auf das Gaspedal an der Ampel das Auto schnell nach vorne befördert. Das bedeutet, das Überholvorgänge schnell erledigt werden können und, dass man den 3er BMW oder GTI Fahrer an der Ampel etwas ärgern kann. Aber eh nur bis 50 km/h. versteht sich von selbst.
Er hat nur ein Display
Volvo nutzt als Basis für das User Interface “Android Automotive OS” kurz AAOS. Nein, das ist nicht Android Auto, das ist was anderes. Jedenfalls: Mit dem System hat man eine triefe Verankerung und Zugriff auf das Google'sche Ökosystem wie den Playstore für entsprechende Apps. Aber auch Google Maps gehört selbstverständlich dazu.
Doch eine Sache hat mich beim EX30 massiv gestört: Der ständige Blick nach rechts um die aktuelle Geschwindigkeit zu kontrollieren. Ergo musste ich den Blick ständig von der Straße abwenden um die Geschwindigkeit zu sehen. Warum? Weil Volvo hinter dem Lenkrad kein “Drivers Display” verbaut, wie es bei Autos eigentlich die Regel ist. Leider fehlt auch das Head-Up Display. Schade.
Der Preis
Den Volvo EX30 bekommt man ab €36.950. Dafür erhält der Käufer einen 49 kWh großen Akku, der eine WLTP Reichweite von 344km schaffen soll. Hier sind rund 230 durchaus realistisch. Deshalb wäre dieses Modell für uns keine Option – für Langstrecken ist das einfach zu wenig. Als Stadtauto ja, sicher. Aber selbst hier ist der Preis einfach zu hoch.
Die Variante mit Heckantrieb und dem größeren Akku, 64 kWh, soll hier schon 480 WLTP km schaffen. Realistisch sind hier 300 – 330 realistisch. Das ist schon besser. Doch dann steigt der Preis auf €42.170 – und das ohne praktische Extras wie Einparkhilfe vorn und hinten USB Ladeanschlüsse und einigen anderen, Nettigkeiten.
Mein Fazit
Eine Probefahrt, die etwas weniger als eine Stunde gedauert, hat leider keine große Aussagekraft. Man lernt das Auto nicht kennen, für das man viel Geld auf den Tisch legen muss. Man gewinnt einen ersten Eindruck um Modelle, die man ins Auge gefasst hat, auszusieben.
Der Volvo EX30 ist ein gutes Auto. Zumindest konnte ich diesen Eindruck bei der kurzen Ausfahrt gewinnen. Er hat Dampf, ist agil und wendig. Man könnte meinen, dass es sich um ein Go-Kart handelt. Der EX30 hat einen sehr guten und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Volvo hat hier vieles richtig gemacht. Jedoch ist er für uns, als Hauptauto zu klein. Hinzu kommt der, für uns, dann doch recht unattraktive Preis. Mit einer brauchbaren Ausstattung und dem größeren Akku kostet das Auto knapp unter €46.000. Ein ID.4 ist hier preislich auf der gleichen Stufe, bietet allerdings deutlich mehr Platz und hat den ausgezeichneten Travel Assist an Board.
Für Volvo Fans, die ein Stadtauto suchen ist der EX30 ein tolles Fahrzeug. Absolute Empfehlung. Umgewöhnung verlangt ein Display, wo alles zu finden ist. Für uns kommt er so leider nicht in Frage.
PS: Liebe Hersteller. Warum muss man etwas so banales hinter einem Button auf dem Touchscreen unterbringen? Das Handschuhfach sollte auch dann zugänglich sein, wenn der Bildschirm aus ist oder nicht (egal aus welchen Gründen) nicht funktioniert…
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